Welche Museen besitzen Sammlungen von Architekturfotografie, wo kann man sie kaufen? Welche Bücher sind zu empfehlen? Unsere kompakte Übersicht
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26.07.2021
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 185
Es gibt kein eigenes Ausstellungshaus zum Thema, aber die meisten Architekturmuseen besitzen größere Bestände an Fotografien. Rund 35.000 Abzüge besitzt das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Hier wird auch der „Europäische Architekturfotografie-Preis architekturbild“ vergeben und von einer Ausstellung begleitet. Ihr Motto: „Das Urbane im Peripheren“ (17. Juli bis 26. September). In Frankfurt ist zudem die Deutsche Börse Photography Foundation zu nennen. Neben Klassikern wie Schmölz begegnen einem hier Werkgruppen von Bernd und Hilla Becher, Candida Höfer oder Peter Bialobrzeski, aber auch weniger geläufige Namen. Das Architekturmuseum der TU München hat mehr als 200.000 Lichtbilder im Bestand. Herausragende Beispiele für die Bildgattung sind auch im Neuen Museum in Nürnberg.
Seit rund 150 Jahren sammeln die Staatlichen Museen in Berlin in fast allen Häusern Lichtbilder, sodass 2020 aus diesem Fundus die Ausstellung „Ein neuer Blick“ mit rund 300 Architekturfotografien bestückt werden konnte. Weitere Berliner Bestände finden sich im Architekturmuseum der TU oder in der Akademie der Künste. Und nach Voranmeldung kann die Privatkollektion von Arthur de Ganay mit zeitgenössischer Architektur- und Landschaftsfotografie besichtigt werden. In Köln bewahrt das Museum Ludwig u. a. den Nachlass von Werner Mantz, in der SK Stiftung Kultur liegt der Schwernpunkt auf der Fotokunst in der Folge der Bechers. Und hier lagert der historische Bildbestand der GAG Immobilien AG, für die Hugo Schmölz und Werner Mantz tätig waren.
Nicht zu vergessen das Baukunstarchiv NRW in Dortmund oder das Privatmuseum DKM in Duisburg, wo sich ebenso Werkgruppen finden wie weiter im Süden im Schauwerk Sindelfingen, das vom Sammlerehepaar Schaufler gegründet wurde. Hier spielt derzeit die Architekturfotografie in der Ausstellung „Lichtempfindlich 2“ (bis 17. Oktober) eine markante Rolle Das Institut Heidersberger in Wolfsburg widmet sich der Hinterlassenschaft seines Namensgebers. Akzente setzen Architekturansichten zudem in der Fotosammlung des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg.
Auch im Ausland muss man sich an die Architekturmuseen und für die zeitgenössischen Fotokünstler an die Häuser für Gegenwartskunst halten. So hat etwa das Architecture and Design Center des Palm Springs Art Museum einen reichen Bestand zum kalifornischen Modernismus, darunter viele Fotos. Das George Eastman House in Rochester (New York), das wichtigste Fotomuseum der USA, besitzt viele Architekturbilder in seiner reichen Sammlung des 19. Jahrhunderts, aber auch aus anderen Phasen der Fotogeschichte.
Galerien vertreten selten mehr als eine Handvoll Fotografen mit Architekturfokus. In Köln ist Julian Sander der Kontakt für Tommaso Cuccioni, Eugène Atget und andere. Bei Thomas Zander findet man Walker Evans, Vertreter der New-Topographics-Bewegung wie Lewis Baltz, aber auch Michael Schmidt oder Candida Höfer. Werke von Vater und Sohn Schmölz vermittelt Van der Grinten. Unter den Berliner Händlern kümmern sich Kicken und Berinson um die Bauhaus-Fotografie und Thomas Derda speziell um Lucia Moholy. Susanne Albrecht betreut Peter Bialobrzeski; dieser wird auch von Robert Morat vertreten, der sich auf zeitgenössische Fotokunst spezialisiert hat, darunter etwa Andrea Grützner. Stephen Shore ist in Berlin bei Conrads präsent, Andreas Gursky bei Sprüth Magers, Thomas Struth bei Hetzler. So wird man vielerorts Werke klassischer Architekturfotografen oder heutiger Fotokünstler in Galerien finden. Nötig ist ein bisschen Recherche.
Wer auf dem internationalen Auktionsmarkt mitbieten will, dem empfiehlt sich, zuvor Angebot, Qualität und Preise in den Galerien zu vergleichen. Das gilt insbesondere für sehr nachgefragte, in Auktionen extrem hoch bewertete Künstler wie Thomas Struth; aber auch für Klassiker wie Hugo und Karl Hugo Schmölz, von denen viel auftaucht, das strengeren Qualitätskriterien nicht standhält. Es lohnt sich jedoch, immer die Fotoauktionen von Grisebach und Bassenge in Berlin oder Lempertz in Köln genau zu verfolgen, da hier immer wieder besondere Konvolute wie die Sammlung des Architekten und Fotografen Wilmar Koenig (2020 bei Bassenge) oder Raritäten wie Curt Rehbeins Fotos der Wolkenkratzer-Entwürfe von Mies van der Rohe (2009 und 2016 bei Grisebach) unter den Hammer kommen.
Erstmals auf die Geschichte und Ästhetik blickte 2014 das Themenheft „Architektur und Fotografie“ der Zeitschrift Fotogeschichte. Als Standardwerk erschien 2015 „Vom Nutzen der Architekturfotografie“, hrsg. von Angelika Fitz und Gabriele Lenz. Ansonsten empfiehlt sich die Lektüre einschlägiger Monografien und Kataloge. So brachte der Taschen-Verlag 1998 den Bildband „Julius Shulman. Architektur und Fotografie“ heraus. Das architekturfotografische Werk der Becher-Schüler haben Monika Steinhauser und Ludger Derenthal in „Ansicht Aussicht Einsicht“ aufgearbeitet (2000). Empfehlenswert sind zwei Ausstellungsbücher des Münchner Architekturmuseums: „Fotografie für Architekten“ (2011) und „Zoom! Architektur und Stadt im Bild“ (2015).
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