In Paris wird der Triumphbogen nach Entwürfen des verstorbenen Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude in Stoff gehüllt. Die roten Kräne und Baugerüste stehen bereit für die sechzehntägige Attraktion
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19.08.2021
Posthum wird der sechzig Jahre alte Plan des im letzten Jahr verstorbenen Verpackungskünstlers Christo, den Pariser Triumphbogen zu verpacken, realisiert. Das symbolträchtige Staatsdenkmal wird vom 18. September bis 3. Oktober mit silbrig-bläulichem Kunststoff umhüllt, der mit roten Seilen festgezurrt wird. Ein temporäres Kunstwerk und eine sechzehntägige Pariser Attraktion. Das Projekt ist den ursprünglichen Entwürfen vom Anfang der 1960er-Jahre von Christo und Jeanne-Claude sehr ähnlich, als das Künstlerpaar in Paris lebte. Nur die blau-weiss-rote Farbgebung tauchte erst auf Christos Zeichnungen und Graphiken der letzten Lebensjahre auf. Der Verkauf der Vorarbeiten aller Projekte diente immer zur Eigenfinanzierung und war Christos und Jeanne-Claudes Garant zur Unabhängigkeit. Die Andeutung an die „Tricolore“ ist eine Hommage – oder eine rare Konzession – an den Symbolwert des Triumphbogens. Den das Kommunikationsgenie Napoléon I. im Jahr 1806 zum Gedenken an seine militärischen Eroberungen errichten ließ und der seither den Rahmen für die großen Staatsfeierlichkeiten bildet. Überdies wird die „Flamme der Nation“ unter dem architektonischen Bogen jeden Abend, da komme was mag, um 18:30 Uhr wieder angezündet, um an den unbekannten Soldaten des Ersten Weltkriegs zu erinnern, dessen Gebeine dort liegen.
Das fünfzig Meter hohe und fünfundvierzig Meter breite Wahrzeichen steht auf einem Hügel am Place de l’Etoile. Ende des 19. Jahrhunderts haben ihn Pariser Stadtplaner als sternförmigen Verkehrsknotenpunkt umfunktioniert, von dem zwölf Prachtstrassen ausgehen. Auf dem Video, das derzeit während der Vorarbeiten zur Verpackung in Echtzeit abrufbar ist, sieht man die Errichtung der Metallgestelle, die das Monument schützen. Die Berliner Ingenieurfirma Schlaich Bergermann Partner ist für diese Metallstruktur verantwortlich. Die Produktion von 25.000 Meter Stoff übertrug Christo, (wie oft seit der Verpackung der Pariser Brücke Pont Neuf im Jahre 1985), der deutschen Fabrik Setex-Textil. Das Lübecker Unternehmen Geo – Die Luftwerker nähte die Stoffbahnen zusammen und die 3.000 Meter roten Seile produzierten die Bremer Spezialisten Gleistein Ropes. Selbstverständlich sind alle Materialien recycelbar.
Für die Koordination des immensen Projekts zeichnet die Kunsthistorikerin Laure Martin mit den Neffen von Christo, Vladimir Yavacheff bzw. dem von Jeanne-Claude, Jonathan Henery, verantwortlich. Neben der Vorfinanzierung in der Höhe von 14 Millionen Euro war die Erlaubnis von mehreren Institutionen nötig: zuerst die der staatlichen Organisation „Centre des monuments nationaux“ (der Zentralstelle für Staatsdenkmäler), die den denkmalgeschützten Triumphbogen verwaltet. Und die darauf achtet, dass der Zugang für die Besucher des Gebäudes immer möglich bleibt. Auch die Pariser Stadtverwaltung gab ihr Einverständnis. Ebenso der Präsident des Centre Georges Pompidou und der Direktor des Museums im Pompidou-Zentrum, wo Christo während des Lockdown eine Ausstellung hatte. Sogar Staatspräsident Emmanuel Macron persönlich, umringt von seinem Staatsapparat im Elysée – Palast, erwärmte sich für Christos Paris – Werbung. Worauf alles wie am Schnürchen läuft. Also auf nach Paris!
von Christo und Jeanne-Claude
18. September bis 3. Oktober 2021