Wo kann man Fotokunst aus Afrika sehen? Wo kann man sie kaufen? Und wo gibt es Anlaufstellen auf dem afrikanischen Kontinent selbst? Unsere kompakte Übersicht
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16.08.2021
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 153
Den besten Überblick in Europa bietet die Walther Collection in Burlafingen bei Neu-Ulm. Ab 7. November ist dort die Ausstellung „Seite an Seite. Santu Mofokeng und David Goldblatt“ zu sehen. Mittlerweile gibt es auch eine Dependance in New York. Die Daimler Art Collection verfügt über einen Bestand zur dokumentarischen Fotokunst Südafrikas, den sie bis zum 5. Mai in der Ausstellung „Evoking Reality“ im Haus Huth in Berlin zeigt. Die Deutsche Bank besitzt in ihrer Sammlung ganze Werkgruppen einiger Künstler. In vielen Museen zeitgenössischer Kunst sind einzelne fotografische Positionen aus Afrika zu finden, etwa derzeit eine Einzelausstellung der südafrikanischen Fotokünstlerin Zanele Muholi, die sich mit ihren Porträts für die Queer- und Transgender-Community und andere Minderheiten starkmacht (bis 10. Oktober). Auch das Musée du Quai Branly in Paris zeigt immer wieder Fotokunst der Gegenwart, doch ansonsten konzentrieren sich die ethnologischen Museen meist auf Fotografien aus kolonialer Zeit.
Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, schaut sich am besten auf den internationalen Festivals und Biennalen um. Die wichtigsten Anlaufpunkte in Afrika sind die Rencontres africaines de la photographie in Bamako, die Biennale Dak’art in Dakar, das nigerianische Festival Lagos Photo, das Addis Foto Fest im äthiopischen Addis Abeba und die Johannesburg Biennale. Im deutschsprachigen Raum haben sich das Afrika-Festival IAF Basel und die Fototage La Gacilly-Baden Photo in Baden bei Wien etabliert.
In Afrika selbst gibt es keine eigenen Museen zur Geschichte der Fotografie, ausgenommen Südafrika. Dort leistet sich etwa die National Gallery in Kapstadt eine Fotoabteilung, die sich speziell der dokumentarischen Tradition des Landes widmet. Integriert ist die Fotokunst in den zeitgenössischen Museen wie dem Zeitz MOCAA und der Norval Foundation in Kapstadt, dem MACAAL in Marrakesch oder dem engagierten Musée de Ouidah in Cotonou (Benin).
Die Drehscheiben für den Handel mit afrikanischer Fotokunst sind Frankreich und Südafrika. Erste Adressen sind die Galerien Magnin-A in Paris sowie Stevenson in Kapstadt und Johannesburg. Daneben sind in Kapstadt die Goodman Gallery und die Gallery Momo, in Johannes burg die Afronova Gallery zu nennen. In Deutschland hat die Hamburger Galerie Hengevoss-Dürkop seit zwanzig Jahren maßgeblichen Anteil an der Weltkarriere von Zwelethu Mthethwa, vermittelt auch Arbeiten einiger anderer Künstler. Priska Pasquer in Köln vertritt Pieter Hugo, Kuckei + Kuckei in Berlin ist die Anlaufstelle für Guy Tillim, Jean Marc Patras in Paris für Samuel Fosso. Wer nach Werken von Santu Mofokeng sucht, wendet sich an das Maker Studio in Johannesburg. In New York engagiert sich Jack Shainman für die afrikanische Fotokunst. Die wichtigsten Messen sind die Paris Photo, die Joburg Art Fair und die 1-54. Letztere ist eine Spezialmesse für afrikanische Kunst in London, New York und Marrakesch.
Gemessen am medialen Hype um die afrikanische Kunst, halten sich die Auktionsumsätze mit afrikanischer Fotokunst bisher in Grenzen. In Deutschland taucht sie bislang nur in Einzelfällen auf. Die meisten Lose kommen in Paris zum Aufruf, vor allem bei Artcurial und Yann Le Mouel, aber immer wieder auch bei Piasa oder Cornette de Saint Cyr. Ebenfalls ziemlich aktiv auf dem Gebiet sind die führenden angelsächsischen Auktionshäuser Sotheby’s, Christie’s und Phillips. Im Auge behalten sollte man auch die Offerten von Swann in New York, dasselbe gilt für Bonhams mit seinen Afrika-Auktionen in London. Ein regelmäßiges Angebot – oft von Künstlern, die woanders nicht zur Auktion kommen – haben Strauss & Co in Kapstadt sowie Aspire Art Auctions und Russell Kaplan in Johannesburg.
Als Standardwerke sind vor allem die Katalogbücher wegweisender Ausstellungen zu nennen. Im Jahr 1989 öffnete Jean-Hubert Martin mit seiner prophetischen Schau „Magiciens de la terre“ im Centre Pompidou in Paris dem westlichen Publikum die Augen für außereuropäische Gegenwartskunst. Die erste wichtige, große Ausstellung ausschließlich zur Fotokunst kuratierte Okwui Enwezor 1996 im New Yorker Guggenheim-Museum: „In/sight: African Photographers, 1940 to the Present“. Grundlegend und materialreich ist auch das Buch zu Enwezors großer Wanderausstellung „The Short Century. Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in Afrika 1945–1994“ (2001).
Ebenso bedeutend war Jean-Hubert Martins Düsseldorfer Überblicksschau „Afrika Remix. Zeitgenössische Kunst eines Kontinents“ (2004). Eine wichtige Anregung für den Sammler Artur Walther war die Ausstellung „Snap Judgements. New Positions in Contemporary African Photography“ 2006 im International Center of Photography in New York. Vier Jahre später legte Walther den ersten seiner sorgfältig gemachten Ausstellungskataloge vor. Sie alle sind Pflichtlektüre und werden meist auch von einer deutschsprachigen Broschüre begleitet.