Wo sind die größten Globen zu sehen? Wo lässt sich die Entwicklung der Erd- und Himmelskugeln studieren? Wo kann man sie kaufen? Eine kompakte Übersicht
Von
13.09.2021
/
Erschienen in
Weltkunst Nr. 188
Das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek ist das einzige Spezialmuseum. Rund 250 Beispiele, von mehr als 680, sind in der Dauerausstellung im barocken Palais Mollard zu sehen. Außerdem sind in zahlreichen Klöstern Österreichs Erdkugeln aus früheren Jahrhunderten zu finden, am reichhaltigsten in der Sternwarte von Kloster Kremsmünster. In Deutschland verfügt der Mathematisch-Physikalische Salon im Dresdner Zwinger über die bedeutendste Sammlung. Die Staatsbibliothek in Berlin besitzt einen sehr guten Bestand mit Schwerpunkt auf deutschen Produkten zwischen 1800 und 1950. Genannt sei auch Schloss Friedenstein in Gotha mit interessanten Stücken. Wie überall ist das meiste im Depot. Stets zu sehen sind „Behaims Erdapfel“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, das „Große Weltensystem“ der Franckeschen Stiftungen in Halle oder der Nachbau des begehbaren Riesenglobus im Park von Schloss Gottorf.
Interessante Globen finden sich überall auf der Welt und in den unterschiedlichsten Sammlungskontexten. In Paris sollte man das Musée des arts et métiers mit seinem sehr guten Bestand ansteuern und nicht versäumen, in der Bibliothèque nationale die beiden gewaltigen Coronelli-Globen für Ludwig XIV. zu besuchen. Und im Grand cabinet du Dauphin in Versailles steht eine große Himmelskugel, in der sich ein Globus mit dem Relief der Erdoberfläche verbirgt, 1786 von Ludwig XVI. zur Belehrung des Kronprinzen in Auftrag gegeben. Jenseits des Kanals kann das National Maritime Museum in Greenwich bei London mit annähernd 300 Exemplaren eine der wichtigsten Globensammlungen vorweisen. Und in den USA zeigen als Teil der großen universitären Kartensammlungen die Lanman Globe Collection der Yale University und das David Rumsey Map Center in Stanford bedeutende Zeugnisse der Globengeschichte.
Globen finden sich immer wieder bei generalistischen Antiquitätenhändlern wie Christian Eduard Franke und Senger in Bamberg oder Ronald Phillips in London. Aber es gibt nur wenige Anbieter, die sich auf historische Globen spezialisiert haben. In Deutschland ist René Lehmann mit seinem Geschäft Lehmanns Colonialwaren ein Experte, der das Gebiet mit wissenschaftlicher Genauigkeit betreut. Ebenso kompetent und erfahren ist der Wiener Kollege Simon Weber-Unger mit seinem Wissenschaftlichen Kabinett. Eine niederländische Anlaufstelle ist Iris Antique Globes & Maps in Almen. In London bietet Daniel Crouch kunsthistorisch bedeutsame Karten und Globen an. Wer bei einem Paris-Besuch in den Schatzkammern der Galerie Kugel das Beste vom Besten musealer Antiquitäten bestaunt, wird dort auf einige außergewöhnliche Globen stoßen. An der Seine kann man auch bei Delalande, spezialisiert auf alte wissenschaftliche Instrumente, auf hohem Niveau fündig werden. Gute Adressen in den USA sind Murray Hudson in Halls, Tennessee, und George Glazer in New York. Und dann ist da noch Bellerby & Co in London, die mit ihren handgefertigten Globen Tradition und Moderne zusammenbringen.
Globen unterschiedlicher Qualität erscheinen in den gemischten Angeboten fast aller Auktionshäuser. Anders ist es im Dorotheum in Wien, wo regelmäßig und fachkundig bewertet historische Stücke aufgerufen werden. Genauso engagiert kümmern sich Bassenge und Nosbüsch & Stucke in Berlin um das Gebiet. Überall dort, wo bibliophile Bücher und historische Karten versteigert werden, trifft man auf einzelne gute Stücke, etwa bei Venator & Hanstein in Köln oder Reiss & Sohn in Königstein. Christie’s, Sotheby’s und Bonhams bevorzugen Globen im oberen Segment. Bei Sonderauktionen von wissenschaftlichen Instrumenten, wie sie zum Beispiel Aguttes in Neuilly-sur-Seine im Oktober 2020 unter dem Titel „Die Vermessung der Welten“ durchführte, fehlen dann auch die interessanten Globen nicht.
Als gute Einführung empfiehlt sich „Der Globus. 400 Jahre Geschichte, Macht, Entdeckungen“ von Sylvia Sumira, einer Spezialistin für die Restaurierung von Globen (2016). Materialreich und kompetent ist René Lehmanns Buch „Berliner Globenhersteller 1790–1970“ (2010). Eine Fülle von Artikeln zur Geschichte versammelt die von der Coronelli-Gesellschaft herausgegebene Zeitschrift „Der Globusfreund“. Sie erscheint meist jährlich, oft auch in größerem Abstand.