Weltkunst im März

Die neue Weltkunst ist da!

Mit aufregend rätselhaften Bildwelten begeistern die Surrealisten wie Salvador Dalí bis heute. Unsere Märzausgabe widmet sich dem traumhaften Surrealismus, Donatello in Florenz und einem roten Fontana, dessen Einstufung als Fälschung viele Fragen aufwirft

Von WELTKUNST Redaktion
23.02.2022
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 196

Der Surrealismus war die schönste Revolution des 20. Jahrhunderts. Alle Macht dem Unbewussten, den Träumen, den Zufall, dekretierten André Breton und seine Mitstreiter. Ihre Abwendung vom Glauben an die Vernunft war den Kriegserfahrungen geschuldet und entwickelte mit ihren rätselhaften, so noch nie gesehenen Bildwelten eine Faszination, die bis heute anhält. Regelmäßig erzielen Werke von Magritte, Dali, Max Ernst oder Yves Tanguy hohe Zuschläge auf dem internationalen Auktionsmarkt, stetig entdecken jüngere Generationen ihre fantasievolle Bilderstürmerei für sich. So entlehnt etwa die Venedig-Biennale in diesem Jahr ihren Titel „The Milk of Dreams“ einem Kurzgeschichtenband der surrealistischen Künstlerin und Schriftstellerin Leonora Carrington. Unser Sammlerseminar skizziert die verschiedenen Phasen des Surrealismus und macht auf Künstler aus der zweiten Reihe wie Edgar Ende, André Masson oder Remedios Varo aufmerksam.

Es ist der Albtraum eines jeden Kunstbesitzers. Ein Bild von Lucio Fontana, vor über 50 Jahren bei einer bekannten Galerie in Italien gekauft und heute wohl 2 bis 3 Millionen Euro wert, wird von der das Werk verwaltenden Fontana-Stiftung für gefälscht erklärt. Und nichts kann sie umstimmen, obwohl alle Indizien für die Echtheit des Bildes sprechen. So liegt der Fall nun vor dem Oberlandesgericht in München und wirft Fragen auf, die für Verifizierung von Fontana-Bildern allgemein bedeutsam sind. Wir ließen uns von zwei mit dem Fall Vertrauten, der Anwältin Dr. Mareile Büscher und dem investigativ tätigen Kunsthistoriker Jan Hendrik Geschke, die Einzelheiten dieses Kunstkrimis im Interview erläutern.

Weltkunst März 2022
Auf dem Cover der neuen ist Weltkunst ist René Magrittes „L’homme au chapeau melon“ von 1964 zu sehen. © René Magritte/VG Bild-Kunst, Bonn 2022/Photo SCALA, Florence

Bis heute verstört eine wohl um 1453/55 geschaffene Maria Magdalena aus Holz die Besucher im Florentiner Dommuseum. Sie sehen eine ausgezehrte, halb verhungerte, vom Leben gezeichnete alte Frau, die in ihrer Verwahrlosung abschreckt, aber zugleich tief berührt mit der Inbrunst und selbstvergessenen Verinnerlichung ihres Glaubens. So extrem wie Donatello hat in der ganzen Kunstgeschichte kein Bildhauer die ehemalige Sünderin dargestellt, die zur Jüngerin Jesu wurde. Der große Renaissance-Künstler, dessen Wirken in Europa über Jahrhunderte nachhallte, wird in Florenz aktuell mit einer bemerkenswerten Ausstellung gefeiert, die ab Herbst dann auch in der Berliner Gemäldegalerie zu sehen ist. 

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