Der Offenbacher Künstler und Fotograf Florian Albrecht-Schoeck geht auf Entdeckungstour durchs schweizerische Winterthur und teilt seine Eindrücke
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26.09.2022
Das schweizerische Winterthur überrascht mit seiner kulturellen Vielfalt. Die Stadt nordöstlich von Zürich ist umgeben von bewaldeten Hügeln, von denen man einen weitläufigen Blick über das idyllische Tösstal hat. Das Stadtbild prägen die zwei historischen Kirchtürme der reformierten Kirche Winterthur sowie das moderne Sulzer-Hochhaus. Insgesamt 15 Museen mit Kunst von Weltformat befinden sich in der pulsierenden Stadt mit Industrievergangenheit. Das Fotozentrum vereint die beiden unabhängigen Institutionen Fotomuseum Winterthur und Fotostiftung Schweiz und ist die führende Kompetenzstelle für Fotografie und fotobasierte Kunst in der Schweiz.
Der Offenbacher Fotograf Florian Albrecht-Schoeck hat sich diesen Sommer auf eine künstlerische Entdeckungstour durch Winterthur begeben und berichtet von seinen Impressionen:
„Meine Smartphone-App zählte bei meinem zweieinhalb Tagen andauernden Aufenthalt in Winterthur insgesamt 71.232 Schritte. Das sind circa 60 km, die ich in dieser Zeit zu Fuß mit meiner Kamera zurückgelegt habe. Ausgehend von der Einladung, die Stadt Winterthur aus meiner künstlerischen Perspektive in einer fotografischen Serie festzuhalten, bewegte ich mich in meiner gewohnten Strategie durch die Stadt.
Ich würde meine Herangehensweise als eine Art Sammeltätigkeit bezeichnen, bei der ich mich intuitiv mit meiner Kamera durch mir überwiegend fremde Orte bewege und dabei meine Motive finde. Dabei höre ich oft Musik und lasse mich treiben. Niemals habe ich ein konkretes Ziel oder suche bewusst nach bestimmten Orten, Situationen oder Konstellationen. Wer meine künstlerische Arbeit kennt, weiß, dass ich mich oft in gesellschaftlichen und politischen Themenfeldern bewege. Dabei dient mir die Fotografie dazu, die Welt etwas besser zu verstehen.
Nun befand ich mich in der Schweiz, in dieser kleinen schönen Stadt, dessen Historie, wie ich erfuhr, von Schwerindustrie und dem Bau gigantischer Motoren geprägt wurde. Jedoch verwiesen aus meiner Perspektive nur noch einige meist sanierte und umfunktioniere Anlagen, Komplexe und deren Geschichten auf diesen historischen Teil der Stadtgeschichte.
Ich habe die Stadt als einen sehr angenehmen und entspannten Ort wahrgenommen. Auf mich wirkte alles mehr oder weniger perfekt und strukturiert zugleich. Hinzu kamen die sommerlichen Temperaturen und der blaue Himmel. Zu Beginn fiel es mir schwer, Brüche und Widersprüche in der Umgebung zu finden, die meist einen wichtigen Bestandteil in meiner künstlerischen Arbeit darstellen. Mein eigener Schatten war der erste für mich wahrgenommene visuelle Bruch, der in einigen Motiven dieser Serie auftaucht. Er war ein simpler Versuch, eine Form der Irritation zu schaffen, mit der ich einen ersten, für mich so wichtigen Zugang zu diesem Ort bekommen habe. Besonders erleichterter war ich, als es eines Morgens regnete und es den ganzen Vormittag lang bewölkt war. In diesem Zeitraum konnte ich mich ungestört durch die Straßen bewegen, die aufgrund des Wetters menschenleer waren.
Schlussendlich aber spielten die Sonne und der blaue Himmel doch eine wichtige Rolle in der entstandenen Serie: Ich musste für mich feststellen, dass es scheinbar auch Orte gibt, die aufgeräumt und schön sein dürfen. Jeder Standort bringt seine eigenen individuellen Konflikte und Probleme mit sich mit, nichts in dieser Welt ist perfekt und fehlerfrei. Aber kurz um: Ich bin viel gelaufen, fühlte mich sehr wohl, sicher und eingebettet. Trotz all der Probleme unserer Zeit, hatte ich für zweieinhalb Tage das Gefühl, dass alles um mich herum etwas aufgeräumt und in Ordnung wirken durfte. Es war eine kurze, intensive und schöne Zeit für mich.“
10.09.2022 – 13.11.2022
Monica Bonvicini: I don‘t like You very much www.kmw.ch
8.10.2022 – 12.2.2023
Kunst und Krieg, Von Goya bis Richter www.kmw.ch
11.06.2022 – 16.10.2022
Wahlfamilie – Zusammen weniger allein www.fotomuseum.ch
29.10.2022 – 12.02.2023
Jean Painlevé – Les Pieds dans l’eau
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