Bild des Tages

Warum Bücher so kostbar sind

Cornelius Völker malte einen Stapel Bücher als Memento mori. In der Krise werden gedruckte Werke ein teures Gut

Von Simone Sondermann
20.10.2022

Die 2020er-Jahre werden vermutlich als Krisendekade in Erinnerung bleiben. Erst kam die Coronakrise. Dann die Ukrainekrise, die mit dem Wort Krise ja nur unzureichend beschrieben ist, denn sie ist ein waschechter, furchtbarer Krieg. Letzterer brachte die Energiekrise mit sich. Und daneben gibt es schon länger die Papierkrise, unter anderem ausgelöst durch die Coronakrise, in deren Folge weniger Druckwerke produziert wurden, was zu weniger Altpapier führte, dem Rohstoff von grafischem Papier. In die Papierkrise spielt die Energiekrise verschlimmernd hinein, denn Papier herzustellen ist energieintensiv. Als Cornelius Völker 2018 seinen Stapel Kunstbücher auf schwarzem Grund malte, standen ihm Werke seiner eigenen Bibliothek Modell. Die aufgeschlagenen Bände wirken benutzt, das Papier stellenweise wellig, es kleben Post-its darin. Da hat jemand drin geblättert, etwas memoriert. Die Bücher vor tiefschwarzem Grund sind ein Stillleben und damit ebenso eine Verneigung vor der Kunstgeschichte wie die dargestellten Bände. Stillleben sind immer Memento mori, eine Erinnerung an unsere Sterblichkeit. Um diese zu ertragen, helfen Bücher ganz gut. Die Geschichten darin, die inneren Bilder überwinden Zeit und Raum. Deshalb bleibt der Wunsch zu lesen bei vielen Menschen beständig groß. Auch und gerade in der Krise. Zur Not auf einem E-Reader.

Übrigens: Die Frankfurter Buchmesse geht noch bis 22. Oktober. Cornelius Völker lehrt an der Kunstakademie Münster und wird unter anderem von der Galerie Friese in Berlin vertreten.

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