Immer mehr Menschen solidarisieren sich mit den Protestierenden in Iran. So auch am Wochenende in Berlin rund um die Neue Nationalgalerie
Von
31.10.2022
„Unveiling“, zu Deutsch Enthüllen, heißt das visionäre Werk der iranischen Künstlerin und Filmemacherin Shirin Neshat. Es stammt aus ihrer Serie „Women of Allah“, die Neshat 1993, wenige Jahre nach ihrer Rückkehr in den Iran, begann. Die Fotografie ist ein Selbstporträt. Es zeigt sie verschleiert, wie es unter dem Mullah-Regime bis heute geboten ist, das Gesicht überziehen Verse der bedeutenden persischen Dichterin Forugh Farrochzad, die in den 1960er-Jahren mit nur 32 Jahren an einem Verkehrsunfall starb. Ein Banner mit diesem Selbstporträt und den Worten „WOMAN LIFE FREEDOM“ hing am vergangenen Wochenende vom Dach der Neuen Nationalgalerie in Berlin und war zentraler Teil einer großen Solidaritätsaktion mit den protestierenden Frauen in Iran. Deren Aufbegehren gegen die islamistische Unterdrückung ruft immer größere Solidaritätswellen hervor, auf den Straßen und in den sozialen Medien. Zugleich bedroht das Regime die Protestierenden in Iran immer unverhohlener. Sie sollten die „Geduld des Systems nicht überstrapazieren“, hieß es am Samstag vom Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami. Dennoch gingen die massiven Proteste weiter. Die Situation scheint sich zuzuspitzen. Die Hoffnung auf ein freieres Iran wächst ebenso wie die Angst vor einer Eskalation der Gewalt von Polizei und Militär. Shirin Neshat spricht in einem Interview mit der FAZ voller Bewunderung über den „Löwenmut“ der Iranerinnen. Ihre Meinung über das Mullah-Regime steht fest: „Diese Regierung muss weg – das hat oberste Priorität.“