Sie galt als Inbegriff der streitbaren Intellektuellen. Heute wäre die Essayistin und Kunstkritikerin Susan Sontag 90 Jahre alt geworden
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16.01.2023
„Wenigen Autorinnen schlug so viel Bewunderung für ihr Schaffen entgegen, wenigen so viel Enttäuschung und Verbitterung auf privater Ebene. Sie konnte warmherzig, auf symphatische Weise verrückt und eine gute Ratgeberin sein. Sie war aber auch egomanisch, neigte zur Selbstüberschätzung und verhielt sich manchmal auf eine regelrecht grausame Weise. Auch wenn diese Eigenschaften für die überragende Klugheit, die stilistische Brillanz und die einschneidende Klarheit vieler ihrer Text mitverantwortlich waren, sorgten sie in ihrem persönlichen Leben für großes Unglück.“ So schrieb der Autor Daniel Schreiber 2014 in seiner Biografie „Geist und Glamour“ über die Essayistin Susan Sontag, die mit Büchern wie „Über Fotografie“ oder „Krankheit als Metapher“ das intellektuelle Leben Amerikas seit den späten 1960er-Jahren prägte. Einer der Menschen, die Sontag geistig beflügelte und mit denen sie sich später persönlich überwarf, war der New Yorker Fotograf Peter Hujar. Er porträtierte sie gleich mehrmals. Auf einigen seiner Fotos blickt sie mit geradem, festem Blick in die Kamera, doch eine seiner frühen Aufnahmen von ihr im Jahr 1966 zeigt die streitbare Schriftstellerin in sich gekehrt und geradezu zart. Sie stand damals erst am Anfang ihrer außergewöhnlichen Karriere, doch ihre Aufsätze zum Camp und zur schwulen Subkultur New Yorks hatten schon wütende Leserbriefe auf sich gezogen. Peter Hujar starb 1987 an den Folgen einer Aids-Erkrankung, Susan Sontag im Jahr 2004 nach einem jahrelangen Kampf gegen den Krebs.
Übrigens: Daniel Schreibers Essay über Peter Hujar, in dem es auch um Susan Sontag geht, lesen Sie hier.