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Happy Birthday, Yoko Ono!

Bevor sie John Lennon traf, wurde Yoko Ono mit Performances wie „Cut Piece“ zur feministischen Pionierin. Nun wird die Fluxuskünstlerin 90 Jahre alt

Von Christiane Meixner
17.02.2023

Die Wahrheit ist schwer auszuhalten. Dass sich die Beatles schon nach einem Jahrzehnt als Band nicht mehr verstanden und 1970 auseinanderdrifteten, war für die Fans ein Desaster. Yoko Ono kam ihnen gerade recht: Natürlich war sie die Unruhestifterin, Aufwieglerin, die ihren Partner John Lennon den Freunden entfremdete. Hippiesk, gierig nach Ruhm und schließlich die „schwarze Witwe“, weil sie es wagte, die blutverschmierte Brille ihres von einem Attentäter ermordeten Mannes 1980 auf dem Cover des Albums „Season of Glass“ abzubilden.

Alles wurde auf Yoko Ono abgeladen. Sie nahm es mit derselben Gelassenheit, die zuvor schon in ihre Kunst charakterisierte. Aushalten, das zählt zu den Prinzipien der großen Fluxuskünstlerin und experimentellen Musikerin, die nun ihren 90. Geburtstag feiert. Eine ihrer berühmtesten Aktionen mit dem Titel „Cut Piece“ steht symbolhaft für ihre Strategie der Duldung. In der Yamaichi Concert Hall in Tokyo saß Yoko Ono auf der Bühne und forderte das Publikum auf, ihr die Kleider vom Körper zu schneiden. Die Aggressivität, mit der einige der anwesenden Männer schließlich den BH der Künstlerin zerteilten, machte die latente Gewalt in der japanischen Gesellschaft sichtbar. Die Verletzlichkeit der Künstlerin, ihre stumme Duldung auf den Bildern und in dem Video jener frühen Performace ist auch heute schwer auszuhalten. Seither gilt Yoko Ono als feministische Pionierin.

„Cut Piece“ wurde 1964 zum ersten Mal aufgeführt und machte sie damit noch vor ihrer ersten Begegnung mit Lennon bekannt. Seinen Ruhm brauchte sie also nicht, eher schon den Partner, mit dem sie 1969 während der Flitterwochen in diversen Hotels ihre Bed-ins für den Weltfrieden inszenieren konnte.

„Give Peace a Chance“, der Song resultiert aus jener Zeit. Da gab es bereits drei Alben des Duos mit Avantgarde-Musik. Yoko Ono wirkte jedoch auch an ihrer Solokarriere weiter, war 1972 auf der Documenta in Kassel präsent und veröffentlichte als prominente Witwe zahlreiche Alben. Ihre Kunst ist längst nicht mehr so subtil wie in den Sechzigerjahren, eine große Retrospektive im Kunsthaus Zürich vergangenes Jahr zeigte viel Himmel und Objekte wie den zerbrochenen Baselballschläger aus der Serie „Family Album (Blood Objects)“ von 1993. Doch ihr Wille zum Weltfrieden, den sie weiterhin propagiert, ist ungebrochen. 2013 hat Yoko Ono dafür sogar wieder Lennons blutige Brille hervorgeholt – aus Protest gegen die laschen Waffengesetze und die vielen Toten durch Schussverletzungen in den USA.

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