Das Archäologiemuseum zeigt einige der größten Schätze der Weltkultur. Doch die meisten Touristen schauen sich lieber die Akropolis an. Ein Brite soll helfen, das zu ändern
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17.02.2023
Nach dem Neuen Museum in Berlin soll der britische Stararchitekt David Chipperfield jetzt das Archäologische Nationalmuseum in Athen renovieren. Das neoklassizistische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert solle 20.000 Quadratmeter zusätzliche Fläche erhalten, sagte Chipperfield, als er am Mittwochabend seine Pläne vorstellte. Dazu sollten neue Ausstellungsareale über und unter dem Bodenniveau, Gärten und ein neuer Eingang gehören. Das Projekt werde etwa vier Jahre in Anspruch nehmen.
„Unser architektonischer Ansatz war, einen Sockel zu schaffen, der aus dem existierenden Gebäude herauswächst und somit eine grundlegende Verbindung mit dem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Gleichzeitig entwickelt sich daraus aber auch ein starkes Stück Architektur“, sagte Chipperfield. Die Herausforderung bestehe darin, die richtige Balance zwischen beiden Teilen zu finden. Unterstützt wird er von seinem griechischen Kollegen Alexandros Tombazis, dem Deutschen Werner Sobek – einem Spezialisten für nachhaltiges Bauen – und dem belgischen Landschaftsarchitekturbüro Wirtz.
Das Archäologische Nationalmuseum ist das größte Griechenlands und zeigt mehr als 11.000 Stücke aus einem ganzen Jahrtausend. Dazu gehören eine rund 3500 Jahre alte goldene Grabmaske, die als Maske des Agamemnon bekannt ist, und der Mechanismus von Antikythera – ein Apparat, mit dem der Lauf von Sonne, Mond und Planeten bestimmt werden konnte. Für die meisten Athen-Besucher steht die Ausstellung jedoch im Schatten des 2009 eröffneten Akropolis-Museums des Schweizer Architekten Bernard Tschumi. Dieses begrüßt pro Jahr etwa zwei Millionen Besucher und damit etwa viermal so viele wie das Archäologische Nationalmuseum.
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hofft, dies mit Chipperfields Hilfe zu ändern. Es solle mehr Ausstellungsfläche für eine der wichtigsten Kunstsammlungen der Welt geben, sagte er. Heute würden nur zehn Prozent dessen gezeigt, was das Museum in den Magazinen beherberge. „Es hat mich immer gestört, dass nur etwas mehr als 500 000 Besucher pro Jahr in das Museum kommen, wo es doch einen so unglaublichen Reichtum an Weltkulturerbe beherbergt“, sagte Mitsotakis. (dpa)