Der Galerist Yvon Lambert hat in seiner Pariser Galerie die großen Namen der Nachkriegskunst ausgestellt. Aufgewachsen ist er in der südfranzösischen Gemeinde Vence, unweit des Wohnortes von Picasso. Ein Telefongespräch zum 50. Todestag des Jahrhundertmalers
SharePicasso wohnte in Vallauris oder in Cannes, aber er kam immer wieder mal nach Vence. Ich erinnere mich, dass er nach Vence kam, um sich die Baustelle der Matisse-Kapelle anzuschauen. Da soll er gesagt haben, dass die Kapelle ihn an ein Badezimmer erinnert.
Ja, sie sahen sie sich sehr regelmäßig. Sie haben auch immer wieder Werke getauscht. Böse Zungen erzählen, dass Matisse sich immer ein besonders schönes Werk aussuchte, und Picasso eher ein weniger gelungenes, damit er dann seinen Besuchern vorführen konnte: das ist Matisse.
Nein, dort nicht, aber in Cannes habe ich ihn mehrmals gesehen. Es gab da eine Galerie, wo er immer wieder Werke ausstellte. Man sah ihn nie alleine, immer inmitten einer Entourage, er war ja auf der ganzen Welt berühmt und in der Region allseits bekannt. Man hat ganze Veranstaltungen, vor allem Corridas, für ihn organisiert. Zum Festival de Cannes ging er auch sehr gerne, um die Filmstars und Prominenten zu treffen.
Oh ja, sicherlich sehr. In der Gegend konnte man viele seiner Arbeiten sehen, in Antibes, oder in Vallauris, wo er ja auch eine Kapelle mit Wandbildern geschmückt hat. Bei der Eröffnungsausstellung meiner ersten eigenen Galerie zeigte ich Zeichnungen „Von Modigliani bis Picasso“. Von Picasso hatte ich die Skizze einer Corrida, die er auf die Rückseite einer Speisekarte gezeichnet hatte.
Ja, „Nu dans un jardin“. Ein erotisches, detailreiches Porträt von Marie-Thérèse, nach der er ganz verrückt war. Es ist von großer Sinnlichkeit. Für mich ist es das schönste Bild des Picasso Museums in Paris. Ich wohne in der Nähe, und besuche es immer wieder. Das Museum hat einen großartigen Bestand, immerhin findet man dort die Werke Picassos, die er nicht verkaufen wollte und die bis zu seinem Tod in seinem Besitz blieben.
Die Erben hatten eine Unmenge an Erbschaftssteuer zu zahlen. Daraufhin hat der damalige Kulturminister André Malraux vorgeschlagen, dass sie die Erbschaftssteuer mit Werken zahlen könnten. Aus den ausgewählten Werken entstand das Picasso Museum. Die Werke wurden in einem spektakulären Korso mit Polizeieskorte durch das ganze Land nach Paris gebracht. Ein filmreifes Ereignis.