Seit dem verheerenden Großbrand der Pariser Notre-Dame laufen die Wiederaufbauarbeiten auf Hochtouren. Das mächtige Gotteshaus soll nun am 8. Dezember 2024 wiedereröffnet werden. Das könnte klappen
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13.04.2023
Flammen, die stundenlang lichterloh aus dem Dachstuhl schlugen, dann der Spitzturm, der über der Kathedrale einstürzte: Bilder, die am 15. April 2019 weltweit für Entsetzen sorgten. Am Tag nach der Tragödie kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, das teilweise zerstörte Gotteshaus innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen. Ein ambitioniertes Versprechen, an das damals nur wenige glaubten.
Heute laufen die Aufbau- und Restaurierungsarbeiten auf Hochtouren, und eine Wiedereröffnung des Gotteshauses für die Öffentlichkeit im Jahr 2024 wird immer glaubwürdiger. Vor wenigen Wochen wurde nun sogar ein genaues Datum genannt: Es soll der 8. Dezember sein, das Fest der Unbefleckten Empfängnis, eines der höchsten Marienfeste.
Bereits Ende Juli 2022 zeigte sich die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak mit Blick auf 2024 „ziemlich zuversichtlich“. Anfang Januar kam dann verstärkt die Hypothese einer Wiedereröffnung am 8. Dezember in Umlauf, die von dem Erzpriester und Rektor von Notre-Dame de Paris, Olivier Ribadeau-Dumas, vor wenigen Wochen bestätigt wurde.
Man werde mit religiösen Zeremonien und Besuchen wieder an den beispiellosen Erfolg der Kathedrale anknüpfen, erklärte er am 9. März in der Nationalversammlung der „Arbeitsgruppe zur Erhaltung und Restaurierung der Notre-Dame“. Man rechne jetzt mit 14 Millionen Besuchern jährlich statt 12 Millionen vor dem Brand.
Durch die Verzögerungen der Restaurierungsarbeiten aufgrund der Corona-Pandemie, der Bleiverschmutzung und des schlechten Wetters erschien Macrons Versprechen so kurz nach dem Brand und ohne detaillierte wissenschaftliche Expertise immer weniger realistisch. Doch angesichts der voranschreitenden Arbeiten macht sich vier Jahre später viel Optimismus breit.
Man komme mit riesiger Geschwindigkeit voran. Man arbeite sehr schnell und sehr gut. Das Gewölbe sei fast fertig. Das sei unglaublich, sagte die Architektin für Denkschmalschutz, Aurélie Ouzineb, im Fernsehsender TF1. Das Gewölbe wurde durch den Sturz des Spitzturms durchbohrt. Steinmetze passten die Blöcke vor Ort wie zu Zeiten der Baumeister an und verwendeten Sand- und Kalkmörtel sowie weißen Kalkstein aus dem Pariser Becken.
Auch die Restaurierung des durch den Brand in Mitleidenschaft gezogenen Nord- und Südgiebels des Querschiffs ist beendet, wie die öffentliche Einrichtung „Rebâtir Notre-Dame de Paris“ – sie ist für die Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale zuständig – der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte. Wände, Decken, Fenster und Buntglas wurden von dem Schmutz befreit, der sie geschwärzt hatte.
Erst vor wenigen Tagen wurden vier bei dem Brand beschädigte Fenster nach ihrer Restaurierung in der Kölner Dombauhütte auf den Rückweg nach Paris geschickt. Der offizielle Übergabetermin der Fenster werde Ende Juli sein, sagte die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, Koordinatorin für die deutsche Hilfe beim Wiederaufbau von Notre-Dame, der dpa.
Mitte Februar wurde in Paris eine Ausstellung eröffnet, welche die geretteten und fertig restaurierten Kunstschätze der Kathedrale zeigt, wie Skulpturen, Gemälde, vom Bleistaub gereinigte Pfeifen der großen Orgel, die nicht durch das Feuer beschädigt wurde, sowie den Hahn der Turmspitze. Er hat als einziges Element den Einsturz des Vierungsturms überlebt und soll bis Ende des Jahres wieder über dem Pariser Denkmal thronen.
Am 15. April, auf den Tag genau vier Jahren nach dem Brand, soll ein riesiger Holzsockel auf der Querschiffkreuzung aufgestellt werden. Er soll das gesamte Gewicht der berühmten Turmspitze tragen, die wieder identisch und aus den Originalbaumaterialien errichtet wird: Eichenholz für die Struktur (500 Tonnen) und Blei für die Abdeckung und Verzierungen (250 Tonnen).
Bei der Wiedereröffnung werden nicht alle Arbeiten an der Kathedrale abgeschlossen sein, wie der Rektor bei seiner Anhörung in der Nationalversammlung präzisierte. Das gilt vor allem für die Kapellen. In ihnen sollen die alten liturgischen Möbel und andere Kirchenausstattungen ersetzt werden. Die Dornenkrone Christi, der bedeutendste Kunstschatz, soll in einem neuen Reliquienschrein in der Südkapelle ihren Platz finden.
Man werde die Kathedrale noch schöner wieder aufbauen, sagte Macron damals in seiner Rede und betonte, dass Frankreich ein Volk von Baumeistern sei. Das will in Berlin nun auch die bis zum 15. Juli dauernde Wanderausstellung „Notre-Dame de Paris – Weltreise einer Kathedrale“ im Institut français illustrieren. Die Multimedia-Schau bietet Einblick in die Geschichte des Wahrzeichens von Paris – von der Grundsteinlegung im Jahr 1163 bis hin zu den aktuellen Restaurierungsarbeiten. (dpa)
Übrigens: Vom 15. April bis zum 15. Juli läuft im Berliner Institut Français die Ausstellung „Notre Dame de Paris – Weltreise einer Kathedrale“.