Bild des Tages

Julie Mehretu geht nach München

In wenigen Tagen präsentiert die Pinakothek der Moderne in München eine bedeutende Neuerwerbung der Künstlerin Julie Mehretu. Der Ankauf gelang nur durch einen Kniff der Galerie

Von Lisa Zeitz
21.08.2023

Manche Künstlerinnen oder Künstler der Gegenwart  sind so gefragt – und damit auch so teuer –, dass Museen nur noch davon träumen können, Werke von ihnen für ihre öffentlichen Sammlungen zu erwerben. Julie Mehretu ist eigentlich so ein Fall. Die Malerei der 1970 in Addis Abeba geborenen Künstlerin, die schon seit ihrer Kindheit in den USA lebt, bringt auf Auktionen regelmäßig Millionenpreise. Ihre Galerien, Marian Goodman in New York und Paris und Carlier Gebauer in Berlin, haben Wartelisten von Privatsammlern, die sich um ihre neuesten Produktionen reißen. Wie ist es nun dem Freundeskreis der Pinakothek der Moderne in München, kurz PIN., dennoch gelungen, Mehretus 290 mal 229 cm großes Bild „Strange, in between thing“  (2019/2021) zu erwerben? Es war nur mit dem großem Einsatz der Galerie Carlier Gebauer möglich; PIN. musste nur einen Teil der Ankaufssumme aufbringen. „Für uns war das immer noch ein großer Betrag, aber der einzige Weg, den Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit einem so großartigen Werk zu bereichern“, sagt Katharina von Perfall, stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises. 

Ab Mitte September wird die Neuerwerbung in der Pinakothek der Moderne ausgestellt. In der vielschichtigen Komposition überlagern sich Druckrasterpunkte, Airbrush und Malerei und erinnern in ihrem All-Over an Graffitti, Höhlenmalerei  oder Mikroskopaufnahmen von Einzellern in Bewegung. Migration ist schon lange ein Thema für die Künstlerin. Hier war das Pressefoto einer US-amerikanischen Protestaktion gegen Einwanderungen aus Mexiko für sie eine Inspiration. Sie hat es bis zur Unkenntlichkeit verfremdet, doch es bleibt, so Mehretu, „der Schmerz und die Quelle des Bildes“.

Übrigens: Hier geht’s zum Weltkunst-Podcast mit Julie Mehretu.

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