Oldschool? Von wegen! Briefpapier ist ein Einrichtungsgegenstand mit Außenwirkung und gehört als solcher in jeden Haushalt. Unsere Stilkolumne gibt Tipps für ein kunstvolles Heim. Folge 23: die schönsten Briefpapiere
Share„Ich werde Dich küssen und Dich an mich drücken und alle möglichen sensationellen Dinge sollen dann passieren. Alle Arten von Rutschen, Wälzen, Stampfen, Ausschweifungen jeder Art. Und dann werde ich seufzen. Und wenn Du deinen Kopf an meine Schulter legst, dann bekomme ich langsam Hunger. […] Ich werde wieder in die Küche kommen, so tun, als ob Du nicht da wärst und abermals forschen. Und während Du dort stehst und Frühstück machst, werde ich Deinen Nacken und Deinen Rücken und die süßen Melonen deines Hinterns und Deine Kniekehlen küssen und Dich umdrehen und deine Brüste küssen und es gibt Spiegelei.“ Das schrieb Arthur Miller an Marilyn Monroe im April 1956 kurz vor ihrer Hochzeit.
Genau wie eine gut funktionierende Küche, in der jeder Handgriff sitzt, sollte oder besser: kann ein „anständiges“ eigenes Briefpapier zum Haushalt gehören. Wir schreiben „kann“, weil natürlich auch ein schönes unbedrucktes Papier große Freude macht. Und weil wir mal wieder nicht in England leben, wo auf dem hauseigenen Briefpapier eben nur das Haus, also dessen Adresse, eine Rolle spielt und nicht der Name der Person, der das Haus gehört. Schließlich sollen auch die Gäste von dort schreiben können (und Namen wie Leone Sextus Denys Oswolf Fraudatifilius Tollemache-Tollemache de Orellana Plantagenet Tollemache-Tollemache würden für den eigentlichen Brief auch nur schwerlich Platz lassen).
Das Briefpapier sollte/kann also als Einrichtungsgegenstand angesehen werden, seine entsprechende Gestaltung (allein die Formate!) oder Nichtgestaltung (allein die Opazität!) als bewusste Entscheidung getroffen werden. Kein Gegenstand im Haus lässt auf so wenig Raum so viel zu und hat dazu noch eine solche bildhafte und inhaltliche Außenwirkung. Großartig auch, dass es keine echten Regeln gibt, nur die Beschränkung auf ein gewisses Maß. Das gilt für die Größe genauso wie für die grafische Zurückhaltung oder drucktechnischen Maximalismus. Wir versammeln hier also den ersten Teil unserer liebsten Briefpapiere.
Fangen wir mit dem schönsten an. Ein Briefpapier Marilyn Monroes. Blindgeprägt und amerikanisch elegant. 1958 hat sie das benutzt. Da war sie schon zwei und noch drei Jahre mit Arthur Miller verheiratet.
… und machen wir mit der anderen und anders Schönen weiter. Marlene Dietrich. Vermeintlich nüchtern und auf jeden Fall praxisorientiert. Das Papier stammt wahrscheinlich von einem personalisierten Abreißblock für Hausnotizen an Gäste und Angestellte: „Who’s prettier? Love, Marlene“, schrieb sie an Helmut Berger, nachdem sie Viscontis „Die Verdammten“ gesehen hatte.
Französischer Maximalismus, geschenkt: Die französische Kosmetikboutique Officine Universelle Buly 1803 (Achtung, erst 2014 gegründet!) verschickt und verpackt ihre Produkte und Geschenkwaren mit von Meisterinnen kalligrafierten Briefbögen, Karten und Umschlägen.