Am Sonntagabend stellte der Regisseur Wim Wenders seinen neuen Dokumentarfilm „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ vor. Der Film gibt Einblicke in das künstlerische Schaffen und die Gedankenwelt von Anselm Kiefer
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11.10.2023
Das Leben Kiefers wird erzählt, ohne, dass dieser dafür interviewt wird. Wenders inszeniert ausführlich seine Kunstwerke, zeigt ihm beim Arbeiten und vollzieht seine Lebensstationen und Schaffensorte in Deutschland und Frankreich nach. Für den Film hat der Regisseur Anselm Kiefer zwei Jahre lang begleitet. Entstanden ist ein poetischer Film in 3D, der von der deutschen Geschichte ebenso handelt wie von Mythologie oder Religion.
Neben der beruflichen Zusammenarbeit verbindet Wim Wenders und Anselm Kiefer eine über dreißigjährige Freundschaft. 1991 lernten sich der Regisseur und der Künstler in einem Restaurant in Berlin kennen. „Der Maler, der gerne Filme gemacht hätte und der Filmemacher, der gerne Maler geworden wäre“, erzählt Wenders bei der Deutschlandpremiere im Zoopalast Berlin. „Wir waren füreinander geschaffen und das haben wir uns 1991 schon gesagt – aber dann hat es 30 Jahre gedauert. Ich bin froh, dass wir den Film nicht schon damals gemacht haben. Das hätten wir nicht hingekriegt. Die Zeit, die vergangen ist, ist sehr schön sichtbar in dem Film.“
Kiefer, der nach der Aufführung des Films gemeinsam mit Wim Wenders auf der Bühne steht, fügt hinzu: „1991 hätte sich kein einziger Deutscher den Film angesehen. Ich war damals verpönt.“ Der Künstler beschäftigt sich in seinen Werken nämlich immer wieder mit der Geschichte und besonders dem Erbe des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Mit seinen geschichtsträchtigen, monumentalen und malerischen Bildern und Skulpturen wurde Kiefer weltberühmt. Doch während er schon ab den frühen 80er Jahren in der internationalen Kunstwelt gefeiert wurde, reagierten viele Deutsche lange skeptisch oder empört auf seine Werke. Kiefer provoziert allerdings absichtlich. Seine Kunst müsse wehtun, um gegen das Vergessen und für die Aufklärung zur deutschen Geschichte beizutragen, so der Künstler.
Kriege haben Anselm Kiefer immer beeinflusst. „Seit ich arbeiten kann, seit ich Nachrichten lese, muss man festhalten: Es ist immer Krieg“, sagte der 78-Jährige. „Es gab immer Krieg auf der Welt. Es gibt eigentlich keine Zeit ohne Krieg. Und jetzt ist es noch mehr geworden…Aber Krieg gabs immer.“ Auf die Frage, ob auch das aktuelle Kriegsgeschehen sein künstlerisches Schaffen beeinflusse, antwortet er: „Ja sicher.“ (Alicia Ettwig/dpa)
Übrigens: „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ ist ab 12. Oktober in den Kinos zu sehen.