Die neue Filmbiografie „Mit einem Tiger schlafen“ erzählt aus dem Leben der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig. Wir sprachen mit der Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr über ihre Rolle
SharePeter Pakesch, der Leiter der Maria Lassnig Stiftung, ist ein Freund von mir. Von ihm wusste ich schon vor dem Film viel über Maria Lasnig und ihre Geschichte. Er hatte auch die Idee, dass ich bei verschiedenen Ausstellungen der Malerin in Zürich und Wien aus ihren Tagebüchern vorlese. So war mir Maria Lassnig schon vor dem Dreh recht nah.
Ich habe ihre Biografie und ihre Tagebücher gelesen und mich mit ihrem Werk beschäftigt. Die ganze Zeit hatte ich überall ihre Kataloge liegen und das war hilfreich, um in ihren Kosmos einzusteigen. Beim Drehen nehme ich meine Vorbereitung mit, ohne dass sie mich im Moment behindert, zu reagieren.
Durch meinen Respekt und meine Liebe zu ihrer Kunst war ich so bedacht, nicht übergriffig zu sein und ihr nichts Falsches in den Mund zu legen. Das war die Schwierigkeit: ihr gerecht zu werden. Sie beim Malen zu spielen, wollte ich anfänglich nicht, da ich weiß, wie sehr sie das selbst verweigert hat. Daher gibt es auch keine Filmaufnahme davon, nur drei Fotos, und die sind gestellt. Dieser Prozess war für mich manchmal herausfordernd, da Anja Salomonowitz, die Regisseurin und ich manchmal unterschiedliche Haltungen hatten. Auch, dass wir ohne Altersmaske gedreht haben, war natürlich Neuland für mich als Schauspielerin! Es gab Tage da spielte ich sie an einem Tag als 20-, 59- und 90-jährige. Das einzige Hilfsmittel war eine Perücke.
Nein, es war eine Befreiung für mich, nicht so authentisch zu erscheinen. Dadurch war klar und deutlich, dass es eine Interpretation ist. Anja hatte diese Form so gewählt, da in der Recherche immer wieder hervorstach, wie alterslos sie auf einen gewirkt hat. Kindlich und weise, extrovertiert und introvertiert, schüchtern und mutig, sie hat so viele Gegensätze in sich vereint.
Mein Beruf entsteht immer durch das geliehene Wort, daher bewundere ich alle, Maler und Malerinnen, aber auch Schriftsteller und Schriftstellerin, die vor einem weißen, leeren Blatt stehen. Maria Lassnig war eine hochbegabte Malerin. Schon in Kinderzeichnungen wird deutlich, wie gut ihre Technik ist. Unglaublich beeindruckend ist aber natürlich auch ihr Aushalten. Sie hat sich nicht irritieren lassen von anderen Lebensentwürfen, sondern ist ganz konsequent ihren eigenen Weg gegangen.
„Mit einem Tiger schlafen“
von Anja Salomonowitz,
ab 23. Mai im Kino.
„Am Fenster klebt noch eine Feder“
mit literarischen Texten von Maria Lassnig,
herausgegeben von Peter Handke, Barbara Maier und Lojze Wieser.