Hinter dem sperrigen Namen steckt Deutschlands mächtigste Kulturinstitution. An der Spitze der Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht bald erstmals eine Frau
Von
09.07.2024
Mit Marion Ackermann wechselt erstmals eine Frau an die Spitze der mächtigsten Kulturinstitution in Deutschland. Die 59-Jährige soll im kommenden Jahr als Präsidentin die Leitung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) übernehmen. Die bisherige Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurde vom SPK-Stiftungsrat in Berlin zur Nachfolgerin von Hermann Parzinger (65) bestimmt, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth als Stiftungsratsvorsitzende bekanntgab. Der seit 2008 amtierende Präsident scheidet im nächsten Jahr altersbedingt aus dem Amt.
Ackermann leitet die Kunstsammlungen seit 2016 als Verbund aus 15 Museen und vier Instituten. Die Kunsthistorikerin war zuvor von 2003 an Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart und von 2009 an der Spitze der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Daneben agierte sie etwa in der Bizot-Group, einer internationalen Verbindung für große Ausstellungsprojekte oder im Präsidium des Goethe-Instituts. Zudem ist sie bereits im Stiftungsbeirat der SPK aktiv.
Roth sprach von einer exzellenten Wahl. Ackermann habe gezeigt, wie erfolgreich sie Einrichtungen leiten könne. „Sie ist eine ausgezeichnete Museumsmanagerin, Kunstpraktikerin, Strategin und was für uns auch sehr wichtig war in der Überlegung: Sie ist bestens international vernetzt“, sagte die Grünen-Politikerin. Ackermann werde die Stiftung mit großer Kreativität, neuen Ideen und viel Energie in eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft führen. Der zum 1. Juni nächsten Jahres für fünf Jahre geschlossene Vertrag habe eine Option für eine Wiederwahl.
Für die Länder sieht Sachsen-Anhalts Kultusminister Rainer Robra (CDU) in Ackermann „eine erfrischende Außenperspektive und Verständnis für föderales Arbeiten“ vereint. „Diese Kombination aus herausragenden Führungsqualitäten und tiefem Kunst- und Kulturverständnis macht sie zur idealen Nachfolge.“
Ackermann kündigte an, sie wolle die internationale Strahlkraft der Stiftung noch weiter steigern und sich dafür mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern stärker vernetzen und austauschen. Mit Blick auf die Lage in Deutschland sagte Ackermann, sie wolle dazu beitragen, mit Mitteln der Kunst Polarisierungen zu überwinden.
Die SPK ist die größte und wichtigste Kultureinrichtung in Deutschland. Zu der von Bund und allen Ländern getragenen Stiftung mit rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehören neben der Staatsbibliothek Berlin und mehreren Instituten auch die Staatlichen Museen zu Berlin mit 15 Sammlungen und 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten. Darunter sind auch weltweit bekannte und renommierte Institutionen wie Gemäldegalerie, Pergamonmuseum oder die zur Nationalgalerie gehörenden Häuser Alte Nationalgalerie, Neue Nationalgalerie und Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart.
Bisher gilt die Stiftung als zu behäbig und international nicht konkurrenzfähig. Deswegen bekommt sie eine neue Struktur, mit der die einzelnen Institutionen unter anderem mehr Autonomie bekommen sollen.
Die Reform hängt auch von zusätzlichen Finanzen ab. Zusammen tragen alle Länder rund 15 Prozent des Budgets, etwa 8 Prozent davon Berlin als Sitzland. Der Bund zahlt rund 85 Prozent. Der aktuelle Jahresetat liegt bei 400 Millionen Euro, 106 Millionen davon werden als Bauhaushalt allein vom Bund getragen.
Durch die Reform wird ein zusätzlicher Finanzbedarf von rund 31 Millionen Euro erwartet. Die Länder haben bisher eine Erhöhung ihres Anteils um rund drei Millionen Euro in Aussicht gestellt. Vom Bund gibt es noch keine konkreten Zahlen.
Mit Reform und Finanzierung wollen sich nach Angaben von Roth und Robra Bund und Länder in einer Sitzung mit Bundeskanzler Olaf Scholz am 12. Dezember befassen. (dpa)