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9 Fragen an Roberta Keil

Mit ihrer gleichnamigen Galerie setzt sich Roberta Keil für einen stärkeren Austausch zwischen den Kunstmetropolen Wien und Berlin ein. In unserem Fragebogen erklärt sie, warum Martin Kippenberger sie so fasziniert und welche Ausstellung in Wien wir nicht verpassen sollten

Von Weltkunst Redaktion
11.09.2024

Welches ist Ihr Lieblingswerk?

Heute würde ich mich für „Bauhaustreppe“ von Oskar Schlemmer aus dem Jahr 1932 entscheiden, das im MoMA in New York hängt. Es steht für eine wichtige Zeit in der Kunstgeschichte, kurz bevor die Nazis das Bauhaus 1933 geschlossen haben. Es geht um ständige Bewegung und Gemeinschaft – zwei Themen, die für mich persönlich eine zentrale Rolle spielen. Das Bild spiegelt und vereint für mich Schlemmers Schaffensbereiche als Choreograf und Maler. Darüber hinaus erinnert es mich an meine Zeit in New York.

Welcher Künstlerin oder welchem Künstler der Vergangenheit wären Sie gern mal begegnet? 

Ich wäre gerne einmal Martin Kippenberger begegnet. Seine Arbeiten sind smart, provokativ und ecken an. Er hat die Kunstwelt hinterfragt, mit Humor betrachtet und es retrospektiv in die bedeutendsten Kunstinstitutionen weltweit geschafft. Dieses „bitte nehmt’s euch alle nicht zu ernst“ fehlt mir heute öfter im Kunstbetrieb. In diesem Sinne: „Roberta, ab in die Ecke…“. Auch finde ich es für mich persönlich spannend, dass er sowohl Wien als auch Berlin in sich trägt.  

Welche Künstlerin oder welchen Künstler der Gegenwart würden Sie gerne treffen?

Da gibt es einige. Zurzeit würde ich mich gerne mit der Performance-Künstlerin Florentina Holzinger treffen und mich mit ihr über ihr Stück „Sancta“ austauschen. Außerdem würde ich den Maler Henry Taylor gerne einmal in seinem Studio in LA besuchen.

Welche aktuelle Ausstellung können Sie empfehlen?

„Glanz und Elend. Neue Sachlichkeit in Deutschland“ im Leopold Museum in Wien, kuratiert vom Direktor Hans-Peter Wipplinger, ist vielleicht nicht die leichteste Ausstellung, die man sich zurzeit ansehen kann, bietet jedoch einen intensiven „Reality-Check“. Die thematischen Parallelen zum Hier und Jetzt, lassen eine/n nicht kalt.

Sammeln Sie? Wenn ja, was?

Ich sammle zeitgenössische Kunst, habe aber keinen spezifischen Schwerpunkt. Meine bisher noch überschaubare Sammlung umfasst Arbeiten, die mir persönlich gefallen und von denen ich denke, dass sie die Zeit, in der ich lebe, reflektieren. Natürlich müssen die Arbeiten für mich auch finanziell leistbar sein. Es sind hauptsächlich Fotografien und Papierarbeiten von Künstlerinnen und Künstlerin wie beispielsweise Natalie Paneng, Lakin Ogunbanwo, Madita Kloss oder Nives Widauer, es ist aber auch ein Gemälde von Denise Rudolf Frank dabei.

Was war das erste Kunstwerk, das Sie sich gekauft haben?

Das war zu Beginn der Pandemie im Frühling 2020, die Fotografie „The Return of The Knight“ von Samira Saidi. Es zeigt einen triumphierenden und stolzen Reiter am Strand in Accra.

Welches Kunstwerk haben Sie sich zuletzt gekauft?

„A Stream Of Thoughts To Detach Us From The Current #31” von Lucia Kempkes. Es stellt eine mit Kaugummi gezeichnete Palme auf Busplüsch dar und geht auf das Thema „Tagträumen“ ein: Warten, Geduld, Zuversicht und Visionen.

Welche junge Künstlerin oder welcher junge Künstler ist Ihnen zuletzt aufgefallen?

Das werde ich in den kommenden Ausstellungen verraten…

Schon mal ein gutes KI-Kunstwerk gesehen?

Die Videoarbeit „Can’t Take my Eyes off You” von Julia Wolf hat mich fasziniert. Durch die Verwendung von generativer KI und Tik Tok Dance Challenges hat die Künstlerin ein dynamisches Bewegungsarchiv generiert und in Folge Figuren animiert, die die Betrachter:innen mit dem Thema „Intimität“ konfrontieren.

Bevor Roberta Keil ihre Galerie gründete, arbeitete Sie als Expertin für zeitgenössische Kunst im Auktionshaus Grisebach in Berlin und hatte Stationen im Media and Performance Art Department im MoMA, der Whatiftheworld Galerie in Kapstadt und der Kunstmesse viennacontemporary.

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