Bild des Tages

Denkmal für Transmenschen

In Gedenken an eine ermordete Transfrau schuf Teresa Margolles das Werk „Mil Veces un Instante (A Thousand Times in an Instant)“, das nun den vierten Sockel des Trafalgar Square schmückt

Von Weltkunst Redaktion
19.09.2024

Die vierte Plinthe des Trafalgar Square in London war eigentlich für das Reiterstandbild Wilhelm IV. freigehalten, dieser Plan musste aber wegen unzureichender Mittel aufgehoben werden. Nun, 25 Jahre nach der ersten künstlerischen Inszenierung „Ecce Homos“ von Mark Wallinger und weiteren regelmäßig wechselnden Inszenierungen, tritt Teresa Margolles ins Bild und konzipiert ihr eigens dafür angelegtes Werk „Mil Veces un Instante (A Thousand Times in an Instant)“. Bestehend aus 726 Gipsmasken von trans-, nicht-binären- und geschlechtsablehnenden Menschen, ziert der Sockel eine Hommage an Transsexualität. Anstoß war für Margolles der Tod ihrer Freundin, einer Transfrau, die 2015 in Juárez, Mexico ermordet wurde. Ein nach wie vor ungeklärter Mord. 

Die Anordnung der Abgüsse bezieht sich auf die Form eines Tzompantli, ein Schädelgestells aus mesoamerikanischen Zivilisationen, in dem üblicherweise die Überreste von Kriegsgefangenen oder Opfergaben aufbewahrt wurden. Die Skulptur ist 2,5 m hoch und wiegt 3,3 Tonnen. Das Werk ist trotz prominenter Lage dem Londoner Wetter ausgesetzt, weshalb Details der Gesichter mit der Zeit verblassen werden.

Die Abgüsse wurden in Mexiko-Stadt und Juárez (Mexiko) sowie in London in enger Zusammenarbeit mit Gemeinschaftsgruppen in Mexiko und im Vereinigten Königreich, darunter Micro Rainbow und QUEERCIRCLE, hergestellt. Durch direktes Auftragen des Gips auf den Gesichtern der Teilnehmenden, hält dieser nicht nur die Gesichtszüge, sondern auch Haaren und Hautzellen fest.

Über das Werk selber sagt Teresa Margolles, dass die Skulptur nicht nur Beweis für die Widerstandsfähigkeit und Menschlichkeit der trans- und nicht-binären Gemeinschaft ist, sondern auch eine Erinnerung an die weiterhin transfeindlich motivierten Morde, vor allem in Lateinamerika. „Durch die Struktur geht das Werk auf eine Rückkehr zum Menschlichen, zum Ursprünglichen, zum Sakralen ein“, erklärt Margolles. 

Am 22. Dezember diesen Jahres jährt sich der Mord an Karla, der Musikerin, Sexarbeiterin und künstlerischen Mitarbeiterin zum neunten Mal.

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