Rosanna Marie Pondorf

München ist weiblich

Die treibende Kraft der zeitgenössischen Kunst in München ist weiblich. Wir haben sieben Frauen getroffen, die mit ihren Ideen und viel Tatkraft die Gegenwartskunst der Stadt voranbringen. Folge 1: die Künstlerin Rosanna Marie Pondorf

Von Simone Sondermann
11.10.2024
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 233

Als junge freie Künstlerin im teuren München leben? Das ist kein leichtes Unterfangen, weiß Rosanna Marie Pondorf, die in der Stadt aufgewachsen ist. Geld ist schließlich eines der großen Themen ihrer Kunst. Sein Fetischcharakter zum Beispiel. Diesen übersetzt sie in Material, in dem sie etwa in der Arbeit „Wertschöpfungspapiere“ aus entwerteten Euroscheinen neues Papier im Wortsinn schöpft, bedruckt und installativ in Szene setzt. Oder zerfetzte Geldscheine in einer durchsichtigen Turntasche unterbringt und so im wahrsten Sinne für Transparenz sorgt. Die haptische Wahrnehmung sei ihr wichtig, erzählt die Künstlerin. Sie macht qua Material etwas greifbar, das sich zugleich der Greifbarkeit entzieht. In anderen Arbeiten bringt sie das, was als luftig-unfassbare Daten unsere virtuelle und kommunikative Welt bestimmt – Emojis zum Beispiel –, zurück auf den Boden, indem sie sie etwa in einer marmornen Tastatur verewigt. Ein hintergründiges Denkmal für die Techkonzerne, für die die Lizenzen der harmlosen Smileys ein großes Geschäft sind.

Gründung des Rosa Stern Space

Um sich die Freiheit im künstlerischen Schaffen zu bewahren, hat sich Pondorf schon 2017 während des Studiums einen Raum geschaffen, der ihr und Gleichgesinnten gehört. Der Rosa Stern Space ist ein gemeinnütziger Verein und wird mittlerweile von sieben Künstlerinnen und Künstlern betrieben, die sich auf diese Weise „selbst ermächtigen“, wie Pondorf erzählt. Ein Diskurs- und Ausstellungsraum, den sie sich mit Künstlerinnen und Künstlern aus Projekträumen in Europa wechselseitig zu Ausstellungen einladen. Ihn zu betreiben und zu finanzieren ist eine stete Herausforderung, aber kürzlich ist der Rosa Stern Space sogar in repräsentative Räumlichkeiten in Maxvorstadt umgezogen. Und der etablierte Galerist Max Görlitz wurde auf Rosanna Marie Pondorf aufmerksam. Erfolg und ein eigener Weg schließen sich nicht aus.

Sechs weitere Folgen mit Münchner Power-Frauen der zeitgenössischen Kunst lesen Sie in unserem aktuellen Spezialheft München

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