Perfekt zum Verschenken oder um selbst drin zu stöbern – wir präsentieren die schönsten Kunstbücher für die Weihnachtszeit: von Gerhard Richters figürlicher Malerei bis zu Mel Odoms verführerischen Superhelden
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22.11.2024
Die neuste Werkausgabe von Gerhard Richter widmet sich ausschließlich seinen Personendarstellungen – und wurde von ihm selbst kuratiert. Gezeigt werden Menschen mit unterschiedlichem Bekanntheitsgrad: Personen aus Richters Familienkreis, Gestalten der Zeitgeschichte, Freunde, Schauspieler, Politiker sowie geheimnisvolle Anonyme. Die persönliche Auswahl umfasst seine Schaffenszeit von 1963 bis 2009 und präsentiert den Blick des Künstlers auf sein eigenes Werk. Den Bezügen zwischen den einzelnen Arbeiten, ihrer Entstehung und den dargestellten Menschen geht der langjährige Freund Richters und ehemaliger Direktor des Münchner Lenbachhauses Helmut Friedel in einem Essay nach.
Schirmer/Mosel Verlag, 2024, 144 Seiten, 34 Euro
Klare Symmetrie und knallige Farben – Wes Andersons Blick bleibt mit seinen verzauberten Szenerien und geordneten Linien unverwechselbar. Genau diesen Anspruch verfolgten Wally und Amanda Koval, als sie ihr bereits zweites Buch zu dem Thema zusammenstellten und nach passenden Fotografien Ausschau hielten. Ob von einem Regenschirmladen (den Anderson selbst schon besuchte) bis hin zu einen Drachen-Festival im Osten Dänemarks auf der Insel Rømø, Aufnahmen vom ganzen Erdball sind dabei. Die simplen, aber keineswegs langweiligen Abbildungen wecken erhebliche Reiselust und lassen die Welt um einen herum gleich viel malerischer aussehen.
Orion Publishing Group, 368 Seiten, 37 Euro
„Da steht alles drin, was ich heute weiß“, sagt Dirk Boll über sein neues Buch – und das ist eine ganze Menge. Denn der Autor ist einer der führenden Köpfe des internationalen Kunstmarkts und konnte in mehr als 25 Jahren beim Londoner Auktionshaus Christie’s tiefe Einblicke in die sehr spezielle Handelsware Kunst und die Menschen, die sie kaufen und verkaufen, gewinnen. Die sechs schmalen Bände mit Untertiteln wie „Akteure“, „Geschichte“ oder „Beschaffung“ bieten Analysen und Erklärungsansätze für die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre, die durch eine Konzentration auf Global Player bei Galerien und Auktionshäusern und einen enormen Preisanstieg geprägt war. Bolls Kunstbegriff ist weit und reicht vom Kunsthandwerk bis zum NFT und AI-generierten Objekt – es geht um alles, was auf alten und neuen Wegen handelbar ist. Herausgekommen ist ein übersichtliches wie fundiertes Handbuch, das für das Verständnis des Kunstmarkts jetzt schon unverzichtbar ist.
Hatje Cantz Verlag, 2024, 456 Seiten, 54 Euro
Der Autor und Illustrator Laurence Anholt widmet sich großer Kunst mit dem Blick der Kleinsten der Gesellschaft. Indem er Kindern das Wort übergibt, um über Nachbarn, Bekannte oder Freunde zu sprechen, die Namen wie Frida Kahlo, Leonardo da Vinci und Vincent van Gogh tragen, eröffnet er neue Sichtweisen zu unzähligen Meisterwerken der Kunstgeschichte. Dabei entstand eine Kinderkunstbuchreihe, die nun in einer inspirierenden Jubiläumsausgabe zusammengefasst wurde und Menschen aller Altersgruppe auf eine künstlerische Reise einlädt.
Taschen, 2024, 336 Seiten, 30 Euro
Wer schon einmal eine Zeitreise in die Siebziger- und Achtzigerjahre machen wollte, sollte zum neuen Buch von Luis Venegas greifen. Die schräge Ästhetik und die coolen Art-déco-Anklänge des amerikanischen Künstlers Mel Odom lassen einen nicht mehr los. Dazu kommen Pop-Art, Superhelden und LGBTQ+-Motive, Sex und Mode, Themen die der Wahl-New-Yorker malte, um sie zu verkörpern. Die Monografie umfasst seine künstlerische Entwicklung in allen Schaffensphasen, von den ersten Zeichnungen für Time und Playboy bis hin zu seinen zuletzt geschaffenen Werken.
Apartmento, 2024, 96 Seiten, 35 Euro (eng)
Kapitelweise werden in dieser Publikation 39 der insgesamt 121, ehemals 169 geplanten, Säulen des Projekts STOA169 von Martin Tschechene nacherzählt. Angelehnt an das griechische Wort stoa, was übersetzt so viel bedeutet wie Säulenhalle, bildet die offene Wandelhalle nahe Pollingen bei Weilheim ein Konglomerat an kleinen Geschichten als Botschaft der Vielfalt ab. Auf eine moralische Großerzählung wird verzichtet. Angeregt waren sie aus Überzeugung, wie der Künstler Bernd Zimmer und seine Frau Nina, die das Projekt realisiert haben, im Vorwort erzählen. Denn „jede Zeit braucht ihre Stoa“.
starfruit publications, 200 Seiten, 25 Euro
Dass Haare auch politisch sind, weiß man spätestens seit dem Musical „Hair“, das 1968 Premiere am Broadway feierte und auch eine Antwort auf rassistische Gesellschaftsstrukturen war. Anlässlich der Ausstellung „Grow it, show it!“, die noch bis zum 12. Januar 2025 im Museum Folkwang in Essen läuft, vereint die gleichnamige Publikation Fotografien und Videostills, die die vielschichtige Bedeutung von Haaren untersuchen. Von frühen Gesellschaftsporträts von August Sander über Modefotografien von Suffo Moncloa für Gucci bis zu Ryan Goslings blondierter Haarpracht im Barbie-Film – die Möglichkeiten, Haare als Ausdruck unterschiedlicher Persönlichkeiten und Zugehörigkeiten zu nutzen, sind so vielfältig wie wir Menschen selbst.
Herausgegeben von Museum Folkwang, Distanz Verlag, 392 S., 40 Euro
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