Wir beginnen unsere Reise in Stuttgart, bestaunen dort Kunst und Architektur und lassen uns von der modernen schwäbischen Küche verwöhnen
ShareVom Albtrauf, der Kante der Schwäbischen Alb, kann man wunderbar nach Norden blicken. Hier sitzen die Burgen als Ausguck und Verteidigungsanlage auf den Hügeln, die Schlösser als Prunkbauten in den Städten. Passend beginnen wir in Stuttgart am Schlossplatz, mit Blick auf das Neue Schloss, die bronzenen Wappentiere Baden-Württembergs Hirsch und Löwe davor, das Alte Schloss zur Rechten.
Im Kunstmuseum Stuttgart, zwischen Königs- und Prinzenbau, lief bis 14. April die Ausstellung „Sieh dir die Menschen an!“. Otto Dix, George Grosz oder Jeanne Mammen wollten mit ihren Porträts das Gesicht der Weimarer Zeit finden und die auf Typen reduzierten Menschen der Großstadt zeigen: die „Neue Frau“ oder den „Arbeiter“ (Anmerkung der Redaktion: Die Ausstellung ist ab dem 12. Mai im Museum Gunzenhauser in Chemnitz zu sehen). Etwas ältere Vertreterinnen des Typus der modernen Frau, gerade erst befreit von Korsett und Turmfrisur, finden wir in der Staatsgalerie. Die Sonderausstellung zu Amedeo Modigliani zeigte bis 17. März 80 Werke des 1920 verstorbenen Künstlers: von den psychologisch feinfühligen Porträts seiner Freunde und der Pariser Demi-Monde über die Skulpturen bis hin zu den berühmten Akten, die heute auf dem Kunstmarkt unerschwinglich sind (Anmerkung der Redaktion: Die Ausstellung ist bis zum 18. August im Museum Barberini in Potsdam zu sehen).
Dass sich Kunst auch anders als mit den Augen erfahren lässt, zeigt derzeit das Landesmuseum im Alten Schloss, wo wir in der inklusiven Schau Urformen Replikate berühmter Eiszeitkunstwerke tastend erkunden.
Danach zieht uns die wärmende Sonne hinaus nach Leonberg im Westen Stuttgarts. Die Altstadt von Leonberg erwartet uns mit Patrizierhäusern aus dem 16. Jahrhundert, Wohnhäusern des Astronomen Johannes Kepler und des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sowie dem Totengräberhaus mit seiner geschnitzten Fratze, die seit über 500 Jahren böse Geister abschreckt.
Im Leonberger Schloss tagte 1457 wohl der erste württembergische Landtag, bei dem die Bürger zum ersten Mal ein Mitspracherecht in der Regierung vertraglich zugesichert bekamen. Heute beherbergt es Amtsgericht und Finanzamt – Besichtigung ausgeschlossen. Hinterm Schloss finden wir den Pomeranzengarten, den einzigen originalgetreuen Garten aus der Spätrenaissance in Deutschland. Seine Frühlingsblüten laden uns zum Verweilen ein. Im Baumgarten, am Fuße des Schlosshangs, blühen von Mitte März bis Anfang April die japanischen Zierkirschen, deren kurzlebiges Rosa mit dem beständigen Grau der jahrhundertealten Stadtmauer kontrastiert.
Auf dem Rückweg nach Stuttgart machen wir noch einen kurzen Stopp am Schloss Solitude. Im März kann das 1769 fertiggestellte barocke Lustschloss von Herzog Carl Eugen ausschließlich am Wochenende mit einer Führung besichtigt werden. Aber die Aussicht auf den Kreis Ludwigsburg entschädigt, falls der weiße Saal mit seinem Deckengemälde gerade nicht zugänglich sein sollte.
Im benachbarten Bezirk Weilimdorf erwartet uns nach nur kurzer Fahrt das Restaurant Meister Lampe, wo wir uns vor dem Abendprogramm mit moderner schwäbischer Küche verwöhnen lassen. Viel Zeit zum Genießen bleibt uns allerdings nicht, denn wir eilen zurück an den Schlossplatz im Stadtzentrum, um das berühmte Stuttgarter Ballett in der Oper erleben zu dürfen – auch im vergangenen Jahr wurde es wieder mehrfach ausgezeichnet: Die erste Solistin Elisa Badenes und der Kammertänzer Jason Reilly wurden von unterschiedlichen Fachmedien zur Tänzerin und zum Tänzer des Jahres gekürt.