Unsere Reise endet mit einer Besichtigung der Burg Hohenzollern, von wo aus es weitergeht in die historische Altstadt von Hechingen und schließlich zu den Spazierwegen entlang der Eyach
ShareBevor wir die Fahrt entlang des Albtraufs nach Westen beginnen, zieht es uns in den Nordosten Tübingens zum 800 Jahre alten Kloster Bebenhausen. Die Bauten der Zisterzienser, in denen neben dem Kreuzgang gotische Säulen Fachwerkaufbauten stützen, sind wunderbar erhalten und wurden 1807 um ein königliches Jagdschloss ergänzt, wo uns eine Führung vorbei an unzähligen Jagdtrophäen zu den königlichen Küchen und Bädern bringt.
Leider können wir hier nicht lang verweilen, denn unser gebuchtes Zeitfenster für die Burg Hohenzollern in Hechingen nähert sich. Schon von Weitem begrüßt uns die Stammburg der preußischen Könige und deutschen Kaiser von ihrem 855 Meter hohen Berg namens Hohenzollern. Auf mittelalterlichen Ruinen hatte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. seinen Traum von der Ritterburg seiner Ahnen verwirklichen lassen. Deren Wehranlagen verraten, wie tief der Schock nach der Revolution von 1848 gesessen haben muss. 1867 wurde dieser steingewordene Herrschaftsanspruch fertiggestellt, in dem die Genealogie sanft angepasst die Hohenzollern im europäischen Hochadel verankert und direkte Verweise auf die deutschen Kaiser des Mittelalters den eigenen Anspruch auf die Kaiserkrone betonen.
Dennoch gefiel der neugotische Stil nicht lange, bereits Kaiser Wilhelm II. ließ keine 30 Jahre später einen Umbau prüfen. Zum Glück sah sich sein Architekt nicht in der Lage, diesen „verpfuschten“ Bau zu retten, sodass wir heute durch diesen überbordend mit Zinnen und Türmchen versehenen Traum schreiten und den Ausblick auf die Zollernalb und ihr Vorland nach einem Snack im Burgrestaurant genießen können.
In Hechingen, am Fuß der Burg, lohnt es sich vor allem am Sonntagnachmittag, einen Stopp einzulegen: Die Altstadt zwischen Unterem Turm und der Stiftskirche St. Jakobus ist schnell durchquert, aber wir haben unseren Besuch extra auf die Stunden gelegt, in denen die Alte Synagoge mit den bunt verglasten Rundfenstern und dem lapislazuliblauen Himmel in der Kuppel besichtigt werden kann. Vor dem Holocaust waren ein Viertel der Hechinger jüdischen Glaubens, nach dem Krieg hat sich ein privater Verein dafür eingesetzt, dass wenigstens die Spuren der 1200-jährigen Geschichte der jüdischen Gemeinde erhalten werden.
Bei allen historischen Sehenswürdigkeiten rund um die Schwäbische Alb sind wir noch gar nicht zum eigentlichen Highlight gekommen: ihrer wildromantischen Natur. Wer noch Energie und Zeit hat, stoppt kurz für den Zillhauser Wasserfall, dem drittgrößten der Alb, und erhascht am Obstlehrpfad einen letzten Blick auf die Apfelblüten. Wer mindestens vier Stunden hat, erklimmt die Hossinger Leiter bei Albstadt, die früher tatsächlich nur aus Holzleitern bestand, auf denen die Arbeiter aus den abgelegenen Dörfchen Hossingen und Oberdigisheim zum Bahnhof kletterten, um zum Arbeiten zu pendeln.
Unser Tag klingt in Balingen aus, wo wir die neuen Spazierwege entlang der Eyach genießen können, die im vergangenen Jahr im Zug der Bundesgartenschau entstanden sind. Sie bringen uns von der kleinen Friedhofskirche mit einem der ältesten Glockentürme Württembergs zur alten Stadtmauer und bis zum Zollernschloss Balingen. In diesem fast schon putzigen Fachwerkbau mit separatem Rundturm befindet sich heute ein Waagenmuseum. Nach all den Burgen und Schlössern der letzten Tage brauchen wir keine Erinnerung, dass diese beiden Kategorien nicht unbedingt etwas mit dem Pomp des Gebäudes zu tun haben, sondern mit dessen Verteidigungsfähigkeiten, die hier neben einer Wasserstufe und dem Gerberviertel Klein-Venedig zu Recht gering ausfallen. Wir planen jedoch schon die nächste Tour zu all den Burgen und Ruinen, die nicht in die drei Tage gepasst haben.