Entdeckungstour durch La Candelaria

Wir starten am berühmten Plaza de Bolívar, von wo aus wir durch die kleinen Gassen von La Candelaria bis zum Botero-Museum spazieren

1. Tag

Bereits beim Landeanflug fällt unser Blick auf die zwei grün bewachsenen Berge Guadalupe und Monserrate, zu deren Füßen sich Kolumbiens pulsierende Hauptstadt erstreckt. Wir befinden uns 2625 Meter über dem Meeresspiegel, die Acht-Millionen-Metropole liegt auf einer Hochebene in den Anden. Hier oben herrscht das ganze Jahr über ein gemäßigtes Klima, während man in den Küstenregionen im Nordwesten des Landes und im südlich gelegenen Regenwald sehr viel heißeren Temperaturen ausgesetzt ist.

Kaum haben wir am Flughafen, der den verheißungsvollen Namen „El Dorado“ trägt, den Koffer vom Gepäckband gehievt, leuchten uns die bunten Bilder der kolumbianischen Künstlerin Beatriz González entgegen. Das vor einem Jahr ins Leben gerufene Projekt „Volarte“ soll den vielen Reisenden südamerikanische Kunst und Kultur näherbringen. Auf 360-Grad-Screens, die in der Flughafenhalle aufgestellt sind, tauchen wir ein in die Bildwelten der 1938 geborenen Malerin, die in ihrer Heimat sehr verehrt wird. Im Jahr 2017 war sie auf der Documenta 14 zu sehen. Doch hinter ihren farbenfrohen Masken verbirgt sich stets auch Kritik am politischen System ihres Landes, das auf eine lange Geschichte von Gewalt und Korruption zurückblickt.

Mit dem Taxi brauchen wir nur eine halbe Stunde bis zum historischen Stadtzentrum La Candelaria. Es ist der kleinste von 20 Bezirken und befindet sich im Südosten der Stadt, am Fuße des Monserrate. Am Plaza de Bolívar, benannt nach dem südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar, gibt es gleich mehrere interessante historische Gebäude. Wir blicken auf die klassizistische Kathedrale, La Catedral Primada de Colombia, den Justizpalast, das Rathaus und das Nationalkapitol. Um den Jetlag zu bekämpfen, genehmigen wir uns an einem der vielen fahrenden Stände einen Kaffee, während wir das Treiben rund um die Reiterskulptur des Nationalhelden Bolívar beobachten. Nach Brasilien und Vietnam zählt Kolumbien zu den größten Kaffeeanbauländern der Welt.

Botero Bogota
„Una familia“ malte Fernando Botero im Jahr 1989. © Nicolás Romero/Banco de la República

Mit neuer Energie verlassen wir den lebendigen Platz und spazieren bergaufwärts vorbei an vielen kleinen Läden mit frischem Obst, Schmuck oder Kunsthandwerk. Die schmalen Gassen sind sehr belebt, aus den Cafés ertönen Latino-Rhythmen. Neben Bibliotheken und Kulturzentren beheimatet der Stadtteil auch mehrere Universitäten. Nach wenigen Minuten erreichen wir das Botero-Museum. Der kolumbianische Maler und Bildhauer Fernando Botero spendete im Jahr 2000 rund zweihundert Werke an die Nationalbank, sie sind heute in einem ehemaligen Herrenhaus aus der Kolonialzeit ausgestellt. Der Eintritt ist kostenlos. Auf zwei Stockwerken entdecken wir nicht nur Arbeiten des kürzlich verstorbenen Künstlers, sondern auch Werke weltbekannter Kollegen wie Dalí und Picasso, die aus Boteros Privatsammlung stammen. Fernando Botero ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Lateinamerikas, sein unverkennbares Markenzeichen sind die voluminösen Figuren, die für ihn ein Ausdruck von Sinnlichkeit und Lebensfreude waren.

MAMU Bogota
Ein Blick in die aktuelle Ausstellung im MAMU. © Tatiana Torres, Sección de Divulgación Subgerencia Cultural del Banco de la República

Nach einer Stärkung im Museumscafé müssen wir nicht weit laufen, um unseren zweiten Stopp zu erreichen, denn das Museo de Arte Miguel Urrutia – MAMU befindet sich gleich nebenan. Wir werfen zuerst einen Blick auf die Dauerausstellung, die Arbeiten aus mehr als sechs Jahrhunderten präsentiert, von Malerei über Skulptur bis Fotografie. Die Sammlung umfasst repräsentative Werke lateinamerikanischer sowie europäischer Künstlerinnen und Künstler. Noch bis April 2024 erforscht eine Sonderausstellung die Rolle der indigenen Kulturproduktion in der Kunstgeschichte Kolumbiens. Auf dem kleinen Platz Chorro de Quevedo lassen wir den Tag ausklingen. Da es abends meist etwas kühler wird, nehmen wir Platz im Restaurant El Gato Gris und bestellen „Ajiaco de Bogotá“, eine köstliche Kartoffel-Hühner-Suppe mit Mais und Koriander.

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