Am zweiten Tag entdecken wir Bogotás bunte Graffitiszene, besuchen das Goldmuseum und zwei Kunstgalerien in Chapinero
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Ein Besuch im Mercado La Concordia ist unser Auftakt für den zweiten Tag. Hier bestellen wir einen frischen Smoothie, gemixt aus tropischen Früchten wie Lulo, Guanábana oder Pitaya. Wir befinden uns immer noch im Bezirk La Candelaria, doch nun geht es bergab in Richtung Santa Fe. Auf unserem Weg dorthin bewundern wir die vielen Wandmalereien, die das gesamte Stadtbild prägen. Bogotás Graffiti-Szene ist eine der aktivsten der Welt. Das Sprayen an öffentlichen Orten ist seit einigen Jahren offiziell erlaubt. Viele berühmte Persönlichkeiten wie der ehemalige Präsident Álvaro Uribe oder der kolumbianische Schriftsteller und Nobelpreisträger Gabriel García Márquez wurden auf den Wänden verewigt. Mit ihren Werken wollen die Künstlerinnen und Künstler auch am politischen und gesellschaftlichen Wandel im Land mitwirken. Es lohnt sich, an einer der kostenlosen Graffiti-Touren teilzunehmen, die man online buchen kann, denn nur die einheimischen Guides wissen, welche Geschichten sich hinter den Bildern verstecken.
Unsere nächste Station ist das Goldmuseum, das die größte Sammlung prähispanischer Goldschmiedekunst der Welt besitzt. Die abgedunkelten Räumlichkeiten erinnern an einen riesigen Tresor – kein Wunder, denn in dem Museum befinden sich über 34.000 kostbare Goldobjekte. Zu den Highlights zählt das Floß des indigenen Volkes der Muisca. Die 18 Zentimeter große Plastik zeigt eine Zeremonie auf dem See Guatavita, aus der die berühmte Legende vom Goldland „Eldorado“ hervorging. Sie besagt, dass jeder neue Muisca-Herrscher vor seinem Amtsantritt ein Opfer für den Sonnengott darbringen muss. Auf einem Floß fuhren sie die Opfergaben, meist Goldgegenstände und Smaragde, zur Mitte des Sees und warfen sie dort ins Wasser. Während der spanischen Kolonialherrschaft gab es etliche Expeditionen, um das geheimnisumwobene Eldorado zu lokalisieren, doch der große Fund blieb bis heute aus.
Die Geschichte des Landes wird im Nationalmuseum lebendig. Das offizielle Gründungsdatum der Stadt Bogotá ist der 6. August 1538, doch die Hochebene war bereits davor von indigenen Völkern besiedelt. Während der Kolonialzeit herrschte Spanien über das Vizekönigreich Neugranada, zu dem die heutigen Länder Venezuela, Panama, Ecuador und Kolumbien zählten. In den Jahren zwischen 1810 und 1819 sicherte sich Letzteres seine Unabhängigkeit. Seit den 1960er-Jahren erschütterte lange ein grausamer Bürgerkrieg das Land. Der über 50 Jahre andauernde bewaffnete Konflikt zwischen der Regierung, Guerillagruppen und Paramilitärs kostete viele Menschenleben und hat tiefe Spuren im Land hinterlassen. Erst im Jahr 2016 wurde endlich ein Friedensvertrag unterschrieben.
Den Rest des Tages verbringen wir im östlich gelegenen Chapinero, einem der wohlhabendsten Viertel der Stadt. Mit dem Transmilenio, einem Bussystem, das eigene Fahrspuren und erhöhte Haltestellen hat, gelangen wir an unser nächstes Ziel. Noch sind Busse das Verkehrsmittel der Wahl, an einem U-Bahn-System wird erst seit 2020 aktiv gearbeitet, um den Straßenverkehr zu entlasten.
In der Galería Espacio Continuo entdecken wir das Werk von Miler Lagos. Der kolumbianische Künstler fordert uns dazu auf, die Beziehung zwischen dem visuell wahrnehmbaren Bild und dem dafür verwendeten Material zu untersuchen. Papier spielt eine zentrale Rolle in seinem Œuvre. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen aus Zeitungspapier bestehende Baumstämme, die aufzeigen, wie wir unsere Umwelt als Ressource für Kunst und Kultur (aus-)nutzen.
Nur ein paar Ecken weiter befinden sich die Räumlichkeiten von Casas Riegner. Seit 2005 engagiert sich die Galerie dafür, kolumbianische Kunst auch auf dem internationalen Markt präsenter zu machen. In diesem Winter widmet sie Carlos Alfonso eine Einzelausstellung, in der es um den Altar als Zwischenraum zwischen dem Sakralen und dem Irdischen geht.
Nach so vielen neuen Eindrücken beenden wir unseren Tag mit einem süßen Abendessen. Wir laufen zum nahe gelegenen Restaurant Elektra, wo wir extra einen Tisch reserviert haben, denn dort gibt es die beste Schokotorte in der Nachbarschaft.
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