Wir bestaunen zeitgenössische Kunst in der Tate Modern, spazieren über die Tower Bridge und schließen unsere Tour in der Whitechapel Gallery ab
2. Tag
ShareMit dem Uber-Boot steuern wir heute die Tate Modern an, Londons Industrietempel für moderne und zeitgenössische Kunst. Die Sammlung umfasst derart viele Highlights, dass man Tage hier verbringen könnte, und das bei freiem Eintritt. Wir konzentrieren uns auf die aktuelle Ausstellung afrikanischer Fotografie, die einen großartigen Eindruck in die lebendige Fotoszene des Kontinents gewährt. Seit Jahren erobert diese auch den Kunstmarkt. Danach nehmen wir erneut das Boot, passieren zwei Brücken und steigen an der nächsten Station London Bridge City Pier schon wieder aus.
Ein kurzer Fußweg bringt uns erneut aufs Wasser. Die HMS Belfast fährt aber nicht mehr, sondern dient als Museum. Sie ist wie die Churchill War Rooms eine Außenstelle des Imperial War Museum und fest in der Themse verankert. Der lange Kreuzer hat viel erlebt, darunter die Landung der Alliierten in der Normandie. Heute gibt er einen authentischen Einblick in das Leben der Marinesoldaten in der Mitte des 20. Jahrhunderts, und der Rundgang durch die labyrinthischen Gänge im Inneren des Schiffs ist ein Abenteuer. In dem netten, kleinen Café unter Deck genehmigen wir uns einen Scone zum Tee und erhaschen durch das Bullauge einen Blick auf The Shard, Renzo Pianos mehr als dreihundert Meter hohen zackigen Wolkenkratzer. Über Deck hat man eine besonders gute Aussicht auf die benachbarte Tower Bridge.
Über die London Bridge kommen wir ans andere Ufer der Themse. Das Monument, ein eleganter Turm mit Aussichtsplattform, entworfen von Christopher Wren, erinnert an den verheerenden Brand von 1666, der einen Großteil der City von London dem Erdboden gleichmachte. Wer gut zu Fuß ist, erklimmt die 311 Stufen. Wir steigen lieber in die gleichnamige U-Bahn-Station Monument, die Tube bringt uns ins East End. Aldgate East steigen wir aus und steuern die Whitechapel Gallery an, die auf eine mehr als hundertjährige Geschichte in der Präsentation aktueller Kunst zurückblicken kann. Viele große Stars der Kunstwelt waren dort erstmals in Großbritannien zu sehen, darunter Jackson Pollock und David Hockney, 1939 machte Picassos »Guernica« hier Station. Nach ihrem Aufschlag im Münchner Museum Brandhorst ist hier ab 11. Oktober die Retrospektive der amerikanischen Malerin Nicole Eisenman zu sehen.
Nur ein paar Minuten entfernt gibt es seit April dieses Jahres das neue Gilbert & George Center. Mehr als fünfzig Jahre wohnen die distinguierten Herren mit den fein aufeinander abgestimmten Maßanzügen im Londoner East End, nun haben sie sich unweit ihrer Haustür einen Herzenswunsch erfüllt: ein eigenes Museum mit drei Galerieräumen, die zusammen auf 280 Quadratmeter Ausstellungsfläche kommen. Dort kann man ganz in ihren grellbunten und politisch gern beißenden Kosmos eintauchen. Zum Abschluss bummeln wir ein wenig durch die Nachbarschaft, zu der auch die Goulston Street gehört, in der einst die blutige Schürze eines der mutmaßlichen Opfer Jack the Rippers gefunden wurde. Für Crime-Fans gibt es geführte Touren durch die Gegend. Wir retten uns in den sicheren Hafen der Whitechapel Gallery, in deren Restaurant Townsend wir uns mit moderner britischer Küche verwöhnen lassen.