Künstlerische Überraschungen in Schloss Wolfsburg und Flanieren durch die Autostadt: der dritte Tag
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Kaum jemand denkt bei Wolfsburg zuerst an das Schloss, dabei ist es der Namensgeber der 1945 umbenannten Stadt. Die ehemalige Wasserburg ist ein schönes Beispiel der Weserrenaissance und gehörte über Jahrhunderte den Grafen von der Schulenburg. Heute ist es im Besitz der Stadt und beherbergt einige hochinteressante Kunstinstitutionen. Die Städtische Galerie konzentriert sich seit ihrer Gründung Mitte der Fünfzigerjahre auf zeitgenössische deutsche Künstler. So nden sich hier viele große Namen der Nachkriegsmoderne, wie K. O. Goetz, Gerhard Richter oder Günther Uecker, vor allem mit sehr frühen Werken. Da die Galerie ihrem Ansatz bis heute treu bleibt, werden außerdem junge Künstler gezeigt, etwa Kai Schiemenz, dessen Schaubis Dezember läuft. Auch im schönen Schlossgarten ist Gegenwartskunst zu sehen, ebenso wie im Kunstverein, der zusätzlich im Alvar-Aalto-Kulturhaus eine Dependance betreibt. Einen Besuch wert ist (nach Voranmeldung) auch das Institut Heidersberger im Schloss, das den Nachlass des Fotografen Heinrich Heiders- berger verwaltet. Dieser hat wie kein Zweiter den modernen Optimismus der 1960er- und 70er-Jahre in und um Wolfsburg eingefangen, seine Aufnahmen wurden bereits im New Yorker MoMA gewürdigt.
Den Rest des Tages verbringen wir an dem Ort, der vielen als Synonym für Wolfsburg gilt: in der Autostadt. Wenn der VW-Konzern mitunter wie ein moderner Feudalherrscher wirkt, so ist die Autostadt sein Erholungs- und Erlebnisgarten für das Volk. Architektonisch avantgardistische Pavillons der Automarken schmiegen sich an hügelige Rasen ächen, dazwischen begehbare Kunstwerke und kleine Wasserspiele – das alles harmonisch und ausgeklügelt durchkomponiert. Das Automuseum Zeithaus präsentiert die Fahrträume der Vergangenheit. Und wer im ersten Haus am Platz, dem Ritz-Carlton, übernachtet, das in die Autostadt integriert ist, genießt nicht nur die Annehmlichkeiten eines Luxushotels, sondern kann auch die umfangreiche Foto- kunstsammlung bewundern: Elger-Esser-Landscha en hängen über Loungesofas von Elliott Barnes und ein Acker von Thomas Struth auf dem Weg zum Restaurant. Überhaupt wird in der Autostadt besonders deutlich, wie sehr sich in Wolfsburg, diesem auf dem Reißbrett entstandenen Denkmal der Moderne, Stadt und Landscha verzahnen, wie jede Blickachse herauszuführen scheint ins Grüne. Ist das die Stadt der Zukunft?