Den ersten Tag verbringen wir in Goslar mit seiner mittelalterlichen Kaiserpfalz und dem Mönchehaus Museum für Gegenwartskunst in der historischen Altstadt. Am Abend genießen wir auf dem Burgberg in Bad Harzburg die Aussicht auf den Harz
1. Tag
ShareEinen gefallenen Krieger ließ der englische Bildhauer Henry Moore in den 1970er-Jahren im Pfalzgarten von Goslar aufstellen. Er liegt hilflos auf der Seite, der Schild nutzlos zu seinen Füßen, der Schädel ist kahl. Welch ein beredter Kontrast zu dem monumentalen Gebäudeensemble, das sich hinter ihm auftürmt. Die Kaiserpfalz, mit der wir unsere Reise beginnen, stammt aus dem 11. Jahrhundert und damit aus einer Zeit, als Goslar (neben Speyer) der Nabel der Welt war. Oder zumindest der des Heiligen Römischen Reiches. Der König und spätere Kaiser Heinrich III., der wie damals üblich ein Reisender war, ließ sich am Nordwestrand des Harzes mit dem Kaiserhaus einen temporären Wohnsitz errichten, der so groß war wie kein zweiter.
Schon von außen kann man bis heute gut erahnen, welche Macht dieser Prachtbau der Romanik im Mittelalter ausstrahlte. Im Inneren, im großen Saalbau, begegnet uns die nationalromantische Deutung der „deutschen“ Salierkaiser im 19. Jahrhundert. In den Wandgemälden von Hermann Wislicenus werden Szenen wie die Kaiserkrönung Heinrichs II. oder Barbarossas Sieg beim dritten Kreuzzug in eine Linie zum Hohenzollernkaiser Wilhelm I. gesetzt, der die verfallene Kaiserpfalz wiederherstellen ließ.
Wir werfen einen Blick in die Ulrichskapelle aus dem 12. Jahrhundert, in der ein Sarkophag mit dem Herz Heinrichs III. die Jahrhunderte überdauert, und in die noch ältere Domvorhalle der ehemaligen Stiftskirche. Danach spazieren wir durch die angrenzende Altstadt, die gemeinsam mit dem Erzbergwerk Rammelsberg zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.
Bald erreichen wir das Mönchehaus Museum und sind im Goslar der Gegenwart angekommen. Seit 1975 vergibt die Stadt den internationalen Kunstpreis Kaiserring. Im Mönchehaus Museum, das in einem malerischen Ackerbürgerhaus des 16. Jahrhunderts untergebracht ist, werden die Werke der Preisträger und Preisträgerinnen präsentiert. Schon mit dem ersten Kaiserringträger, Henry Moore, setzte man hohe Maßstäbe, die bis heute eingehalten werden: Die Liste der Prämierten ist ein Stelldichein der großen Namen, von Joseph Beuys über Cindy Sherman bis zu Olafur Eliasson. In vergangenen Jahr wurde die amerikanische Konzeptkünstlerin Adrian Piper geehrt. Derzeit widmet sich ein Ausstellung der britischen Dokumentarfotografie von den 1960er-Jahren bis heute.
Zum Mittag kehren wir ins Brauhaus Goslar ein und lassen uns deftige Hausmannskost und ein Glas Harzer Urbier schmecken. Anschließend geht es in die Stubengalerie gleich um die Ecke, die zeitgenössische Maler wie Elvira Bach und Klassiker der Moderne im Programm hat. Nach der Wiedereröffnung sind hier die farbstarken Werke des österreichischen Malers und Grafikers Adi Holzer zu sehen. Die Galerie liegt ebenso malerisch am Ufer des Baches Abzucht wie das Goslarer Museum und das Zinnfiguren-Museum nebenan.
Nach dem kleinen Abstecher in die Goslarer Stadt- und Kunsthandwerksgeschichte fahren wir am Nachmittag weiter in die Nachbargemeinde Bad Harzburg. Das ehemalige Weltbad des 19. Jahrhunderts löst sich nach Jahren des Niedergangs immer mehr von seinem überalterten Image und profitiert zu Recht vom Deutschlandreisenboom in unseren pandemischen Zeiten. Wir machen eine Pause auf der großen Terrasse des Café Peters mit seinem hervorragenden Kuchenangebot und genießen die Urlaubsstimmung am Rande der Fußgängerzone.
Am Kurpark gleich nebenan steigen wir zum Abschluss in die alte, aber agile Seilbahn, die uns hoch auf den Großen Burgberg bringt. Von der mittelalterlichen Harzburg, die dem Ort ihren Namen gab, sind nur noch Mauerreste übrig, die wir während eines kleinen Spaziergangs in verwunschener Umgebung und frischer Waldluft erkunden. Zur Belohnung erwartet uns mit dem Aussichtsreich ein modernes Hotelrestaurant, wo wir bei gehobener regionaler Küche die Blicke weit bis ins Harzvorland genießen und den Abend ausklingen lassen.