Otl Aichers Isny und Ottobeuren

An unserem letzten Tag entdecken wir das von Otl Aicher geprägte Isny, besuchen in Ottobeuren die Bendiktinerabtei und essen in den  gewölbten Parterreräumen des Kreuzherrenkloster in Memmingen Allgäuer Kässpätzle

3. Tag

Das Resort Bergkristall wählten wir auch, weil wir von hier aus zu Fuß ein paar Kapellen mit spitzen Helmdächern erreichen können. Sie sehen unscheinbar aus, aber drinnen hat vor allem die gotische Kapelle St. Bartholomäus drei gewaltige mittelalterliche Altäre zu bieten. Sie bestehen aus je drei Flügeln mit Halbrelieffiguren vor Goldgrund und Predella. Die Dargestellten wurden zwischen 1430 und 1500 von Mitgliedern der Künstlerfamilie Strigel aus der Memminger Schule geschaffen. Auch die Kapelle von Genhofen hat drei kapitale Altäre.

Meister der Ottobeurer Marientafel Verteidigung der Lehre von der unberührten Jungfräulichkeit der Gottesmutter Maria
Die „Verteidigung der Lehre von der unberührten Jungfräulichkeit der Gottesmutter Maria“, geschaffen vom Meister der Ottobeurer Marientafel um 140. © BAyerische Staatsgemäldesammlungen, Staatsgalerie in der Benediktinerabtei Ottobeuren

Zurück in tieferen Gefilden stoßen wir im fast tausendjährigen Isny auf eine Stadt, die den Mut hatte, früh den Grafikdesigner Otl Aicher mit ihrer Corporate Identity zu beauftragen. Der aus der Nähe stammende wegweisende Gestalter wäre letztes Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmete ihm Isny einen offenen schwarzen Pavillon, der jetzt im Kurpark steht und an die weißen und schwarzen Piktogramme Aichers erinnert.

In Leutkirch, das man über eine kurvenreiche Fahrt erreicht, steht das Museum im Bock. Sein Café ist ein schöner Rastplatz. Im ersten Stock gibt es auch einen Otl-Aicher-Raum: Möbelentwürfe, Fotografien aus seinem Leben und Texttafeln ehren den Designer, der lange im Leutkircher Vorort Rotis gelebt hat. Dort entwarf er seine Gebäude im Stil des Vorbilds Le Corbusier selbst.

Schloss Neuschwanstein
Blick auf Schloss Neuschwanstein und die Alpen. © Peter Samer/Fotostudio Samer/Bayerische Schlösserverwaltung, www.neuschwanstein.de

In Ottobeuren gibt es in der stattlichen Bendiktinerabtei neben erstklassigen Rokokoarbeiten Schöpfungen aus der Barockzeit wie den Kaisersaal mit 16 Monumentalstatuen von Joseph Anton Sturm (wird derzeit renoviert) zu entdecken. Oder die gerade wiedereröffnete Filiale der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Hier ergänzen 37 vor allem mittelalterliche Arbeiten Allgäuer und schwäbischer Meister rund um das Glanzwerk Ottobeurer Marientafel von 1450 den neu konzipierten Rundgang des Klostermuseums. Weiß gehöhte Eichendielen und intarsierte Türen betonen das lichte Ambiente und die Barockmotive in den Deckenzwickeln.

Unser dritter Tag endet im Zentrum von Memmingen, wo uns das Rathaus mit der kolossalen Renaissancefassade, die aber 1764/65 geschwungene neue Giebel und Stuckdekor im Rokokokstil bekam, und das ehemalige Kreuzherrenkloster anziehen. In seinen gewölbten Parterreräumen bietet das Kreuzherrn-Cafe zum Ausklang Kässpätzle oder Apfelstrudel und Chai Latte.

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