Wir starten mit Kaffee und Croissants am Rhone-Ufer, erkunden die vielfältigen Ausstellungen in der Église des Frères Prêcheurs und besuchen die Überreste der Benediktinerabtei Montmajour jenseits der Stadtgrenze
2. Tag
ShareMit dem französischen Frühstück (Kaffee, Croissant) gleitet man sanft in den Tag hinein. Vielleicht auf der unprätentiösen Terrasse des Cafés L’Entrevue nahe des Rhone-Ufers. Direkt daneben liegt die Buchhandlung Actes Sud, eine Institution in der Stadt, die man besucht haben sollte. Das gleichnamige, 1978 gegründete Verlagshaus bringt Künstlerbücher von Sophie Calle oder die Kataloge der „Rencontres“ heraus. In dem verwinkelten Kulturzentrum befinden sich zudem ein Kino, ein Hamam und ein Ausstellungsraum, in dem während des Fotofestivals der Italiener Frank Horvat gezeigt wird.
Gleich um die Ecke besitzt die Fondation Vincent Van Gogh Arles zwar kein Gemälde des Namensgebers – aber da sie den Einfluss des wohl berühmtesten Ex-Arlésiens auf die Gegenwartskunst untersucht, kann sie sich immer wieder wertvolle Van-Gogh-Werke ausleihen, die dann sie mit aktuellen Positionen kontrastiert. Bis zum 23. Oktober ist nun die Amerikanerin Nicole Eisenman mit ihren ironischen-politschen figurativen Malereien im Museum zu Gast.
Weiter geht es mit einem Besuch in der Kapelle des Museon Arlaten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kapelle als Lagerraum für Kartoffeln und Tiefkühlfleisch genutzt, später wurde sie als Museum umfunktioniert. Eine Stippvisite ins Museon Arlaten lohnt sich unbedingt, denn das 1899 vom Literaturnobelpreisträger Frédéric Mistral eröffnete Haus bewahrt in Trachten, Kultgegenständen, Keramiken und Kunstobjekten die Seele der alten Provence. Das Treppenhaus wurde vom Modeschöpfer Christian Lacroix gestaltet, einem Sohn der Stadt.
Der Kirchenbau der Église des Frères Prêcheurs präsentiert den „Rencontres“- Nachwuchs: Debmalya Roy Choudhuri, Rahim Fortune, Olga Grotova, Daniel Jack Lyons, Seif Kousmate, Celeste Leeuwenburg, Akeem Smith, Mika Sperling, Maya Inès Touam sowie das Künstlerduo Gal Marinelli Cipreste und Hiroshima Rodrigo Masina Pinheiro. Anschließend betrachten wir im Musée Reattu Werke von Pablo Picasso, bevor wir uns im Restaurant La Bohème auf eine vorzügliche Stierterrine mit Gewürzgurken und ein Thunfisch-Tataki stürzen.
Das Oval der römischen Arena beeindruckt auch von außen. Ein paar Schritte weiter befindet sich das ebenfalls gut erhaltene Rund des antiken Theaters. Hier wurde der französisch-amerikanischen Regisseurin und Fotografin Babette Mangolte Anfang Juli der „Women in Motion“-Award überreicht. Eine von María Inés Rodríguez kuratierte Einzelausstellung mit dem Titel „Capturing Movement in Space“ ist ihr in der Kirche Saint-Anne gewidmet. Es wartet heute noch ein spektakulärer Ort fünf Autominuten jenseits der Stadtgrenze auf uns: die Überreste der 948 gegründeten Benediktinerabtei Montmajour. Dort werden Werke von Wang Yimo gezeigt, die aus Video, experimenteller Animation und Leuchtkasten-Installationen bestehen. Außerdem gibt es farbenprächtige Fotografien Mitch Epsteins zu sehen, die der Fotograf zwischen 1978 und 1989 auf seinen zahlreichen Reisen nach Indien anfertigte.
Sollte dieser Abend ein Freitag oder Samstag sein, fahren wir weiter in die Camargue-Ebene, wo uns im La Chassagnette Gerichte aus dem Garten des Sternekochs Armand Arnal restlos begeistern. Und vielleicht sehen wir auf dem Rückweg ja noch ein paar der berühmten wilden Camargue-Flamingos.