Am letzten Tag entdecken wir die Donaustadt Krems und ihre Kunstmeile. Anschließend geht es weiter in den Norden bis zum Benediktinerstift Altenburg
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Die Donaustadt Krems gilt als Tor zur Wachau. Mitten in der schön gewellten Kulturlandschaft aus Auen und Rebgärten gelangt man in der Altstadt von Krems-Stein auf die zentrale Kunstmeile. Ihr Herzstück liegt am Museumsplatz, die Kunsthalle Krems. Im internationalen Ausstellungshaus, von Architekt Adolf Krischanitz in einer ehemaligen Tabakfabrik installiert, sind geschickt moderne Ambitionen mit industriellem Flair verwoben. Zwischen alten Eisensäulen positioniert es sich mit Kunst nach 1945 und zeitgenössischem Schaffen. Bis 30. Oktober widmet sich eine Ausstellung der abstrakten Expressionistin Helen Frankenthaler. Temporär bespielt das Haus zudem die ehemalige Dominikanerkirche mit installativen Projekten.
Die unterirdische Verbindung zur Landesgalerie Niederösterreich deutet an, dass sich beide Häuser ergänzen. Zuerst muss man jedoch das neue Kunstmuseum oberirdisch sehen. Im historischen Ambiente ragt der extravagante Bau der Architekten Marte und Marte als ein mutiges Signal an die Gegenwart auf. Die Zinkhülle des elegant gedrehten Kubus setzt sich aus mattgrauen Metallschindeln zusammen, eine Referenz an die Kremser Dachlandschaft. Statt einer Dauerausstellung bildet die Landesgalerie in ihren Räumen das breite Spektrum des niederösterreichischen Kunstschaffens ab. Künftig will sie noch stärker zur Bühne für heimische und weniger bekannte Künstler werden.
Das Gebäude daneben verrät außen bereits, worum es drinnen geht: um Humor. Dem Dach sitzt eine Zickzackfrisur auf, darunter lacht ein Clownsgesicht – zwei Fenster und eine rote Nase. Das Karikaturmuseum, das einzige in Österreich, ist das Zuhause von Comics, Cartoons, Illustrationen und satirischer Zeichenkunst. Provozieren, an Tabus rütteln, scharf bis zur Geschmacklosigkeit, das können Karikaturisten wie Gerhard Haderer, Michael Pammesberger, Thomas Wizany oder Manfred Deix, der österreichische Altmeister der Karikatur. Unter den internationalen Zeichnern sind etwa Horst Eckert, alias Janosch, oder F. K. Waechter vertreten.
Am Ende der Kunstmeile spaziert man in die Altstadt. Unbedingt ansehen muss man das große Sgraffitohaus von 1561, das meistfotografierte Bauwerk von Krems. In den grauen Unterputz des dreigeschossigen Baublocks gravierte der Meister Hans Pruch in Kratztechnik biblische Themen. Rund um das Renaissance-Rathaus sorgen das Göglhaus und andere gotische Bürgerhäuser für Atmosphäre. Interessant ist der Gerichts- und Wappensaal mit Freskenzyklus in der hochmittelalterlichen Gozzoburg.
Nach einer Pause im szenigen Restaurant Wellenspiel geht es weiter in den Norden. Kurz vor der Grenze zu Tschechien gelangen wir zu einem Kleinod des Klösterreiches: Das Benediktinerstift Altenburg von 1144, ein Gesamtkunstwerk. Die schlichte Fassade ist reines Understatement. Denn hinter ihr verbirgt sich die barocke Freskenkunst Paul Trogers. In Stiftskirche, Kaisertrakt und Bibliothek erzählen er und seine Schüler mit Meisterhand himmlische Geschichten. In der Krypta, einem fünfjochigen Raum, führen die Pinsel geniale Totentänze auf.
Und noch eine Überraschung: das Kloster unter dem Kloster. Unter dem barocken Gebäudekomplex legten Archäologen die verschüttete mittelalterliche Anlage mit Kreuzgang, Kapitelsaal, Refektorium und Mönchszellen frei. Seit 2011 rückt eine moderne Verbindung aus Sichtbeton, Edelstahl und Glas die alten Mauerreste über zwei Etagen in den Mittelpunkt. Ein prämierter Entwurf des Wiener Architekturteams Jabornegg & Pálffy.
Weil außerdem der Apotheker-, Kreuzgang- und Schöpfungsgarten, die Gärten der Stille und der Religionen, das Labyrinth sowie die Sammlung Arnold für barocke Malerei besichtigt werden wollen, bleiben wir über Nacht. Die Gästezimmer sind klösterlich, aber komfortabel. Den Abend lassen wir im Stifts-Restaurant bei schmackhaften regionalen Spezialitäten und einem vollmundigen Zweigelt vom klostereigenen Weingut ausklingen.