Unterwegs auf Inseln

Heute geht es auf die Inseln San Giorgio Maggiore und Giudecca. Am Nachmittag steht große Kunst im Palazzo Grassi auf dem Programm

Wir verlassen das fischförmige Stadtgebiet und fahren mit dem Vaporetto auf die Insel San Giorgio Maggiore. Hier verändert sich die Perspektive auf die Lagunenstadt auf die angenehmste Weise, denn man hat einen Blick auf das Markusbecken und die architektonischen Schätze, kann aber dem Gedränge entkommen. Wir fahren mit dem Aufzug auf den Glockenturm, von wo aus man einen herrlichen Rundblick genießt.

Markusbecken Glockenturm Basilika
Blick auf das Markusbecken vom Glockenturm der Basilika auf der Insel San Giorgio. © Foto: Petra Schaefer

Den späten Vormittag verbringen wir nebenan auf der Giudecca-Insel, auf der es schön ruhig ist, obwohl sich in den vergangenen Jahren vermehrt Galerien und Projekträume angesiedelt haben. In der ehemaligen Bierfabrik Dreher zeigt die Venezianerin Michela Rizzo eine Auswahl von Arbeiten ihrer Künstler. Nebenan im „Spazio Punch“ lädt der Biennale-Pavillon von Georgien mit „I Pity the Garden“ zu einem Ausflug in die VR-Welt ein, während der Guatemala-Pavillon im „SPUMA“ zum Thema Inklusion ein hyperrealistisches Gesellschaftsporträt von Christian Ecobar „Chrispapita“ präsentiert (beide bis 27. November). Auf dem Rückweg gehen wir zur Bar Palanca, der Stammkneipe der auf der Insel lebenden Künstlercommunity. Hier am Ufer tummeln sich junge Leute wie die Malerin Sophie Westerlind und der Fotograf Ugo Carmeni ebenso wie der betagte Installations- und Videokünstler Fabrizio Plessi, der täglich vom historischen Stadtzentrum zu seinem Atelier übersetzt.

Marlene Dumas Pasolini Palazzo Grassi Biennale Venedig
Die Pinault Collection präsentiert im Palazzo Grassi eine große Dumas-Ausstellung. Wir sehen die tote Marilyn Monroe, Menschen aus dem Rotlichtmilieu – und Ikonen wie Oscar Wilde oder Pier Paolo Pasolini. © Marlene Dumas, Foto: Peter Cox, Eindhoven

Wenn die Tagesgäste langsam die Stadt verlassen, fahren wir mit dem Boot zurück in die Stadt und besuchen den Palazzo Grassi, der in der Retrospektive „open-end“ über 100 Gemälde der südafrikanischen Malerin Marlene Dumas zeigt, die zwischen 1984-2022 entstanden sind. Besonders reizvoll sind die Blickachsen über den überdachten Innenhof, die Bezüge innerhalb der stilistischen Entwicklung freilegen (bis 8. Januar). Zum Abendessen gehen wir ins „Ristorante Al Colombo“, wo man vom malerischen Campiello auf die Rückseite des Teatro Goldoni schaut, auf der abends stumm italienische Filme der 1950-er Jahre projiziert werden. Im Restaurant sitzt man umgeben von Kunstwerken, die den Besitzern von Künstlern geschenkt wurden, unter anderem eine kleine Arbeit von Marc Chagall und ein handsigniertes Seidentuch von Giorgio De Chirico. Besser als hier bei Domenico Stanziani mit venezianischen Spezialitäten wie Granseola kann man eine Reise in die Lagunenstadt nicht beschließen.