Vom Dom St. Nikolai über das Geburtshaus Caspar David Friedrichs bis hin zum Hafen und der grünen Oase bei Greifswald – wir begeben uns auf die Spuren des Romantikers in seiner Heimatstadt
ShareIn der Mitte von Greifswald erhebt sich der Dom St. Nikolai. Der 100 Meter hohe gotische Backsteinbau aus dem 13. Jahrhundert ist das Wahrzeichen der Stadt. Hier wurde am 7. September 1774 ein zwei Tage alter Junge namens Caspar David Friedrich getauft. Zudem fand 1456 im Dom die Gründungsfeier jener Universität statt, die Greifswald noch heute zur beliebten Studentenstadt macht. Ein Turmaufstieg lohnt, denn von oben hat man eine gute Aussicht auf die Altstadt und die Umgebung.
Der Maler Caspar David Friedrich ist heute der berühmteste Sohn der Stadt. Als Kind eines Seifensieders und Kerzenmachers wuchs er in Greifswald heran. Mit 13 Jahren begann Friedrich zu zeichnen und fand zahlreiche Motive in seiner Heimatstadt und der Umgebung. Sein Vater förderte sein Talent und ermöglichte ihm den Unterricht bei Johann Gottfried Quistorp, einem Zeichenlehrer an der Greifswalder Universität, der bei ihm das Interesse an der Natur weckte.
Wir beginnen unsere Reise hinter dem Dom, im Geburtshaus des Malers in der Langen Straße, in dem sich heute das Caspar-David-Friedrich-Zentrum befindet. Es beherbergt drei Ausstellungsbereiche, die Einblicke in das Leben und die Kunst Friedrichs geben. Die Werkstatt des Vaters liegt in den Kellerräumen und kann besichtigt werden. Im ersten Stock befindet sich eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Hier werden neben den jährlich prämierten Trägern des Caspar-David-Friedrich-Preises Werke von Kunstschaffenden, die sich mit der Romantik befassen, präsentiert. Das Zentrum ist zudem Ausgangspunkt des Caspar-David-Friedrich-Bildwegs, der an 15 Stationen zu den Motiven Friedrichs bis zum Fischerdörfchen Wieck und zur Klosterruine Eldena führt.
Wir folgen dem Weg durch Greifswald und die Umgebung. Am Museumshafen sehen wir die Segelboote mit ihren Masten, die Friedrich zu seinem Gemälde „Greifswalder Hafen“ inspiriert haben. Eine Tafel des Bildwegs zeigt eine Reproduktion des Werks. Auch der Marktplatz ist eine Station. Die Giebelhäuser, das Rathaus, plaudernde Bürger, alles so wie Friedrich es gemalt hat. Nur die Gehröcke und Pferdekutschen haben Jeans und Fahrrädern Platz gemacht. Das Aquarell „Greifswalder Markt“ ist in der Gemäldegalerie des Pommerschen Landesmuseums zu sehen. Das Bild entstand 1818, während der Hochzeitsreise Friedrichs mit seiner jungen Frau Caroline Bommer. Das Museum feiert das Jubiläumsjahr mit drei aufeinanderfolgenden Sonderausstellungen, die Sammlungsbestände mit hochkarätigen Leihgaben aus nationalen und internationalen Museen zusammenbringen.
Ein kleiner Spaziergang zu einer grünen Oase außerhalb und westlich der Altstadt führt uns zu einer weiteren Station. Sanft gewellte Wiesen und im Hintergrund die Stadtsilhouette mit den Türmen der drei Kirchen, die in den wolkenlosen Himmel ragen – der hohe Turm des Doms St. Nikolai, der gedrungene Turm der Marienkirche und das steile Zeltdach von St. Jacobi. Es ist ein Anblick wie aus vergangenen Zeiten. Vor über 200 Jahren hat Friedrich genau dieses Bild gemalt: „Wiesen bei Greifswald“. Am Abend lassen wir uns die zünftige Küche und das frisch gezapfte Bier im Störtebeker Braugasthaus am Markt schmecken.