Am letzten Tag wandern wir durch die prachtvolle Schlossanlage in Donndorf und beenden unsere Reise in der Festspiel-Stadt Bayreuth
Oberfranken 5. Tag
ShareAm Morgen laufen wir die restlichen vier kurzen Kilometer des Weges nach Schloss Fantaisie in Donndorf. Der Straße »Am Anger« nach Osten Ende folgen, durch den Wald, rechts abbiegen bis zur Landstraße, auf dem Gehweg in östlicher Richtung immer geradeaus. Kurz bevor Sie die Häuser von Forst erreichen, biegen Sie rechts nach Süden ab und folgen erst der Alexander-, dann der Zeltnerstraße – Sie landen direkt vor dem Eingang zu Schloss Fantaisie.
In den Sommermonaten öffnet das kunst- und gartenhistorische Juwel bereits um 9 Uhr. Drei Stunden vergehen hier wie im Flug. Schon im Mittelalter befand sich in Donndorf ein Edelsitz, im 16. Jahrhundert ist ein schlichtes Renaissanceschlösschen derer von Lüchau belegt, 1757 schließlich fällt das Lehen zurück an den Markgrafen von Bayreuth, der einige Jahre später ein neues, dreiflügeliges Schlosses auf dem Plateau oberhalb der steilen Felswand errichten lässt. Seine einzige Tochter Friederike Sophie baute das Donndorfer Schloss zu ihrem Sommersitz aus. Glanzstück der Ausstattung war das 1765 von den Gebrüdern Spindler vollendete Intarsienkabinett, das nach einer Odysee, die bis nach St. Louis, Missouri, führte, aufwendig restauriert wieder im Schloss bestaunt werden kann.
Der prachtvolle Schlosspark wurde von jedem seiner fürstlichen Eigentümer geprägt und verändert. So finden sich Gestaltungselemente des Rokoko neben denen des Historismus. Herzogin Friederike Dorothee Sophie von Württemberg, die das Schloss 1793 erwarb, erweiterte den Park im Stil des sentimentalen Landschaftsgartens. Mit dem Umzug der Herzogin nach Stuttgart 1795 verfielen Schloss und Park in einen Dornröschenschlaf, bis sie 1839 durch ihren Enkel Herzog Alexander von Württemberg wieder wachgeküsst wurden. Er nutzte das Schloss bis 1881 als Sommerresidenz, baute es zu seiner noch heute bestehenden Form um und schmückte den nördlichen Garten vor dem Schloss mit Teppichbeeten, Treillagen und Skulpturen. Den steilen Schlosshang ließ er zum Anbau von Wein terrassieren.
Wer möchte, kann jetzt mit dem Regionalbus 373, der vor dem ehemaligen Hotel Fantaisie stündlich abfährt, in 25 Minuten die Bayreuther Innenstadt erreichen, das Taxi braucht je nach Verkehr rund zehn Minuten (ca. 15 Euro). Man kann direkt zum Hauptbahnhof und mit dem Zug in Richtung Heimat oder zurück nach Kronach fahren, wo vielleicht Ihr Auto steht – oder wir verlängern die Reise in Bayreuth: auf den Spuren Wilhelmines im weitläufigen Park der Eremitage auf den Hügeln im Osten der Stadt, im Alten Schloss oder dem Hofgarten im Zentrum. Eine Stärkung wartet im traditionellen Wirtshaus Oskar am Markt (Maximilianstr. 33 in der Fußgängerzone) oder, wer es heute statt fränkisch lieber französisch mag, das Miammiam-Glouglou (Von-Römer-Str. 28, südlich der Fußgängerzone). Für die Übernachtung seit das Hotel Goldener Anker in der Opernstraße empfohlen (Tel. 0921 787774).
Und was wäre Bayreuth ohne Richard Wagner! Villa Wahnfried, das Anfang der 1870er-Jahre im Neorenaissancestil erbaute Wohnhaus von Richard und Cosima Wagner, steht am Rande des Hofgartens. Nur ein paar Häuser weiter sei das Jean-Paul-Museum als passender Abschluss für die Kulturwanderung empfohlen. Der Dichter mit dem bürgerlichem Namen Johann Paul Friedrich Richter lebte und wirkte von 1804 bis zu seinem Tod 1825 in Bayreuth. Im beschaulichen Hofgarten können wir uns jetzt auf eine Bank setzen, die Füße ausstrecken und in aller Ruhe über Jean Pauls Aphorismus sinnieren: »Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist.«
Ausführliches Kartenmaterial zur Weltkunst-Wanderung durch Oberfranken finden sie hier ›
Diesen Beitrag finden sie ebenfalls im aktuellen WELTKUNST Sonderheft „Bayern“ Nr. 177/2016