16.06.2023 - 17.09.2023 Ausstellung

Neue japanische Lackkunst aus Hokuriku

Die Sonderausstellung präsentiert ausgewählte Objekte von
acht Lackkünstlerinnen und Lackkünstlern aus Hokuriku, einer der
dem Japanischen Meer zugewandten Region der japanischen Hauptinsel Honshū. Die Gegend gilt als eines der wichtigsten Lackzentren Japans, da sie ideale klimatische Bedingungen und das Vorkommen natürlicher Materialien für die Herstellung von Lackarbeiten bietet. Die Lackkunst wird in Verbindung mit Filmmaterial der japanischen Dokumentarfilmerin Mieko Azuma gezeigt, die sich in ihrer Arbeit den zeit- und arbeitsintensiven Prozessen der Lackherstellung widmet und die Kunstschaffenden einfühlsam porträtiert.

Die großen Arbeiten Fujino Seiichiros zeigen unwirklich anmutende Formen und perfekte, glänzend polierte Lackoberflächen, die er in mehr als dreißig Arbeitsschritten mit dem Aufbau des Lackes erzielt. Fujino schloss sein Graduiertenstudium im Fachbereich Kunsthandwerk an der Kunsthochschule von Kanazawa im Jahr 1998 ab und war bis 2002 Stipendiat am dortigen Institut für Kunsthandwerk. Seine Werke wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet und haben Eingang in renommierte Sammlungen und Museumsbestände weltweit gefunden.
Abb: Fujino Seiichiro, Flower No.93, Skulptur 2023

Hashimoto Chitaka zeichnet sich durch seine charakteristische Interpretation der klassischen Lackziertechniken, wie mit Gold- oder Silberpulver eingestreute oder mit Perlmutt und Metallfolien eingelegte Dekore, aus. Hashimotos Arbeitsweise ist von einer ungemeinen Perfektion geprägt - alle Schritte des Herstellungsprozesses führt er selbst akribisch aus. Die außergewöhnlich breite Farbpalette, aber auch der Glanz und die Farbintensität seiner Perlmutteinlagen, die in leuchtenden Farben viele seiner Objekte zieren, sind auf den ersten Blick fast nicht als natürliches Perlmutt auszumachen.
Abb: Hashimoto Chitaka, Dose mit fusenryō-Dekor, 2011

Kamata Katsujis Objekte sind vor allem von der sogenannten Trockenlacktechnik geprägt, bei der das Trägermaterial lediglich aus lackversteiftem Gewebe besteht, das mit Hilfe von Modeln geformt wird. Kamata liebt es, Gebrauchsgegenstände zu schaffen, insbesondere Teller und Schalen, die tagtäglich benutzt werden können. Er spricht sich gegen eine Unterteilung von Kunst und Handwerk aus. Seine von bewegten Formen geprägten Arbeiten sind stets Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände zugleich. Seit 2006 betreibt er in der Nähe von Wajima sein eigenes Atelier.
Abb: Kamata Katsuji, Red, Schale 2023

Murata Yoshihiko schloss 2001 sein Bachelor-Studium an der Kunsthochschule von Kanazawa ab und war bis 2005 Stipendiat am dortigen Institut für Kunsthandwerk. Die filigranen Formen seiner Objekte schöpft er aus Phänomenen wie Regen, Wasser, Luft oder Nebel. Er hat mit verschiedenen Hölzern gearbeitet und sich für Ahorn als bestes Ausdrucksmittel für seine Arbeiten entschieden, die von filigranen Konturen und Linien leben. Für die größeren Objekte greift der Künstler auch zu Magnolienholz, das fast keine Maserung aufweist und überdies Öle und Lacke sehr gut aufnimmt.
Abb: Murata Yoshihiko, Silhouette -natural breeze-, Skulptur 2021

Nakamura Yuki lackiert ihre Plastiken, die an Felsformationen oder Steine erinnern, entweder mit Schwarzlack oder verziert sie mit winzigen Stücken von Perlmutt und Eierschale, um sie dann mit Blattgold zu überfangen. Die meisten basieren auf einem mit Lack getränkten Papierträger, den sie mehrfach grundiert, bevor sie mit dem eigentlichen Lackauftrag beginnt. Nach dem Aushärten schleift Nakamura ihre Objekte vorsichtig an. Die Künstlerin ist der Auffassung, dass der langwierige Prozess der Fertigung von Lackarbeiten Vorgängen in der Natur ähnelt. All ihre Objekte sind von dem Wunsch, die Menschen mit der Natur in Kontakt zu bringen, inspiriert.
Abb: Nakamura Yuki, A Piece of Life_11, Skulptur 2022

Die studierte Naturwissenschaftlerin Nakata Mayu fand erst nach inten- siven Jahren der Berufstätigkeit zur Kunst. Im Alter von knapp dreißig Jahren entschied sie sich für ein Kunsthandwerksstudium mit dem Schwerpunkt Lack. Sie arbeitet vor allem in der kinma-Technik, bei der Dekore graviert und mit farbigen Lacken gefüllt werden. Nakata Mayu graviert keine eindeutigen, greifbaren Motive, sondern versucht, sensorische Landschaften in ihre Arbeiten zu übertragen. Wolkenformationen, Gräser im Wind oder ein Landstrich nach einem Regenschauer sind Bilder, die die Künstlerin inspirieren, wenn sie ihre Lackobjekte fertigt.
Abb: Nakata Mayu, Daydream, Vase 2022

Noguchi Ken fertigt dreidimensionale Objekte aus Lack. Indem er Schnüre, teils kreis- oder wellenförmig auf die Außenseite seiner Arbeiten appliziert, entstehen Muster, die an Wasser- oder Luftströme erinnern und den Werken ein kraftvolles, organisches Aussehen verleihen. Seine Werke basieren auf lackversteiftem Gewebe in der Technik des Trockenlacks, ihre Formen erinnern an Steine, Kiesel, Fruchtkerne oder Pflanzensamen. Bei seiner Arbeit reizt den Künstler speziell das Spiel zwischen matten und hochglänzenden Partien.
Abb: Noguchi Ken, Swaying Vessel 17, Vase 2019

Ukai Kohei schnitzt zunächst das ausgewählte hölzerne Werkstück entlang der Maserung oder bearbeitet es anderweitig, um die gewünschte Form zu erzielen. Anschließend grundiert er das Trägermaterial mehrfach mit zunehmend feiner werdenden Schichten, bevor er bis zu zehn Schichten pigmentierten Lack aufträgt, um die einzigartige Oberflächengestaltung zu erzielen, die seine Arbeiten auszeichnet. Die auf Hochglanz polierten Lackoberflächen seiner Objekte reflektieren das Licht und spiegeln gleichzeitig ihre Umgebung; die Wahrnehmung der Form seiner Skulpturen kann sich je nach Lichteinfall ändern.
Abb: Ukai Kohei, Fusion 19-01, Skulptur 2019

Veranstaltungsdetails

Museum für Lackkunst

Windthorststr. 26, 48143 Münster, Deutschland
Öffnungszeiten: N;

Tel 0251 41851-0
museum.fuer-lackkunst@basf.com
www.museum-fuer-lackkunst.de