Das Münzauktionshaus Künker in Osnabrück versteigert so viele bedeutende Sammlungen, dass eine Woche dafür nicht ausreicht
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16.03.2022
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 4/22
Aus der Zeit der Republik stammt ein mit 2000 Euro geschätzter Denar des L. Hostilius Saserna aus dem Jahr 48 v. Chr., mit dem die Siege Caesars im Gallischen Krieg gefeiert wurden. Der markante bärtige Kopf mit wehendem Haar auf dem Avers wird gewöhnlich als Porträt des Gallierführers Vercingetorix gedeutet. Die Zuschreibung erscheint freilich einigermaßen abwegig, wird man in Rom doch kaum dem sonst Göttern oder mythischen beziehungsweise historischen Persönlichkeiten der römischen Geschichte vorbehaltenen Platz auf der Kopfseite der Münzen einem Todfeind Roms gewidmet haben, dem es gelungen war, die Stämme Galliens zu einem Aufstand gegen die römische Besatzung zu vereinen, und den Caesar erst nach langen, erbitterten Kämpfen im Jahr 52 v. Chr. in der Entscheidungsschlacht bei Alesia besiegen und gefangen nehmen konnte, um ihn dann nach mehrjähriger Kerkerhaft 46 v. Chr. in Ketten im Triumph durch Rom zu führen und danach ermorden zu lassen.
Ab Losnummer 7502 kommen dann unter dem Titel „Die Sammlung Dr. W. R., Teil 6“ wieder Münzen der römischen Republik zur Versteigerung. Die einzelnen, im Katalog sorgfältig beschriebenen Stücke sind auf sechseinhalb Seiten noch einmal tabellarisch erfasst und sachkundig kommentiert. Die Taxen bewegen sich zumeist zwischen 75 und 250 Euro, über 1000 Euro hinaus gehen sie nur bei einigen wenigen, besonders attraktiven beziehungsweise begehrten Stücken wie einem weiteren Denar des bereits erwähnten „Vercingetorix“-Typs (Taxe 1250 Euro). Das eine Kampfszene mit Streitwagen zeigende Reversbild wirkt bei diesen Münzen stilistisch ganz besonders unbeholfen.
Generell muss man feststellen, dass die römischen Stempelschneider gerade mit figürlichen Darstellungen oft ihre Schwierigkeiten hatten. Wer als Sammler antiker römischer Münzen vorrangig am geschichtlichen Hintergrund und weniger an der ästhetischen Wirkung orientiert ist, wird sich hieran aber nicht stören, findet er doch in reichem Maße Gelegenheit, sich zu erschwinglichen Preisen ein historisch hochinteressantes Sammelgebiet zu erschließen. Sozusagen außer Konkurrenz läuft hier ein Goldstück zu 60 Assen mit dem behelmten Kopf des Ares auf der einen und einem stehenden Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf der anderen Seite (Taxe 5000 Euro).
Künker, Osnabrück,
Auktionen 21. bis 25. März,
4. bis 6. April
Besichtigung nach Anmeldung