Paul-Allen-Auktion in New York

Der Himmel ist das Limit

In New York versteigert Christie’s Kunst aus der Sammlung des Microsoft-Gründers Paul Allen. Zum ersten Mal verspricht eine Auktion einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar

Von Lisa Zeitz
03.11.2022
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 206

Viele der Werke sind typisch und sofort wiedererkennbar, sei es Georges Seurat, René Magritte oder Francis Bacon, manche geradezu die Essenz dessen, was von den Künstlerinnen und Künstlern bei Sammlern gefragt ist. Die allerhöchsten Erwartungen weckt Paul Cézanne. Sein provenzalisches Sehnsuchtsmotiv „La montagne Sainte-Victoire“ aus den Jahren 1888–1890 ist auf mehr als 120 Millionen Dollar geschätzt. Allein mit dreizehn Meisterwerken, darunter Cézanne, van Gogh, Klimt und Jasper Johns, traut Christie’s sich zu, eine Summe von 830 Millionen Dollar zu generieren.

Claude Monet Waterloo Bridge Christie’s Paul Allen
Für Claude Monets „Waterloo Bridge, soleil voilé“ (1899–1903) wird mehr als 60 Millionen erwartet. © Christie's Images Ltd. 2022

Es heißt, Paul Allen habe beim Kunstkauf mehr auf seinen eigenen Geschmack gesetzt, als auf Art Advisors zu hören. Wenn sich gute Gelegenheiten ergaben, trennte er sich immer wieder einmal von Werken, etwa von einem Rothko oder Richter. Dessen „Düsenjäger“ von 1963 hatte er für 11,2 Millionen Dollar bei Christie’s erworben und lieferte das Bild nach zehn Jahren bei Phillips zur Auktion ein, wo das Bild mit Aufgeld auf 25,6 Millionen Dollar kletterte.

Nicht ganz so steil ist die Preissteigerung, die jetzt für Jan Brueghel den Jüngeren erwartet wird. Für die fünf Teile seines allegorischen Zyklus der „Fünf Sinne“ zahlte der Sammler im Jahr 2001 den bis heute gültigen Rekordpreis von 3,8 Millionen Dollar. Die Schätzung liegt heute mit mindestens 4 Millionen Dollar nicht viel höher. Von einem alten Meister hat sich auch Lucian Freud inspirieren lassen, als er Anfang der Achtzigerjahre das fast zwei Meter breite Familienbildnis „Large Interior, W11 (after Watteau)“ malte. Mit einer Taxe von 75 Millionen Euro wird ein Höchstpreis für Freud angepeilt.

Paul Allen kaufte anfangs Impressionisten, doch bald auch afrikanische Skulpturen, Werke der australischen Aborigines sowie herausragende Arbeiten der Antike aus Glas und Keramik. Im November wird bei Christie’s vor allem europäische und amerikanische Malerei unter den Hammer kommen. Bildhauerei ist die Ausnahme. Louise Bourgeois’ auf mindestens 1,5 Millionen Dollar taxierte Bronzestele „Black Flames“ wurde 1989 gegossen, als die Künstlerin endlich berühmt zu werden begann. Die Form dafür hatte sie schon Ende der Vierzigerjahre geschaffen, als sie sich, verheiratet mit dem Afrika-Kenner Robert Goldwater, stark von afrikanischer Kunst inspirieren ließ.

Georgia O’Keeffe Auktion Christie’s Paul Allen
Georgia O’Keeffes auf 6 Millionen taxiertes Bild „White Rose with Larkspur No. 1“ von 1927 war für Paul Allen „ein Juwel“. © Christie's Images Ltd. 2022

Die Stationen der Auktionsvorschau verraten, wo die Kundschaft sich aufhält: Die Tour begann Anfang Oktober in Hongkong, zog weiter nach Los Angeles, Taipeh, Schanghai, London und Paris, bis sie am 29. Oktober in New York landet. Dort, an Christie’s schicker Adresse am Rockefeller Center, werden die Highlights der Paul Allen Collection am Abend des 9. November versteigert, gefolgt von Teil II am nächsten Morgen. Noch ein Tipp von Paul Allen selbst: Er sagte einmal, man müsse bei Auktionen aufpassen, dass man sich nicht von einem Bietgefecht mitreißen lasse. 

Service

AUKTION

„Visionary: The Paul G. Allen Collection“

Christie’s, New York

Auktion: 9. bis 10. November 2022

christies.com

 

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