450 Jahre Elias Holl

Die Spur der Steine

Das Augsburger Maximilianmuseum würdigt den großen Stadtwerkmeister Elias Holl in einer Ausstellung. Seine Bauwerke prägen noch heute das Antlitz der Stadt

Von Gloria Ehret
29.06.2023

Dem wohl größten Sohn Augsburgs, Elias Holl, ist die wohl größte Ausstellung gewidmet, die jemals im Augsburger Maximilianmuseum zu sehen war: 334 Exponate verteilen sich über drei Stockwerke bei dieser Schau der Superlative. Der Architekt Holl, der offiziell als „Stadtwerkmeister“ bezeichnet wurde, prägte um 1600 mit seinen zahlreichen Gebäuden die Neugestaltung seiner Heimatstadt: Hauptwerke sind das Rathaus, das Zeughaus und die Stadtmetzg.

Dank vieler schriftlicher Quellen, Entwurfszeichnungen, Pläne, Risse und Modelle sowie Holls über Jahrzehnte geführter, tagebuchartiger „Hauschronik“ entfaltet sich in dieser Ausstellung ein kulturhistorisches und sozialgeschichtliches Epochenpanorama. Der Fokus ist auf Augsburg gerichtet: stolze Römergründung 15 vor Christus unter Augustus und Freie Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich.

Elias Holl Bäckerzunfthaus
In Feder auf Papier schuf Elias Holl eine Skizze des Bäckerzunfthauses. © KMA, Grafische Sammlung

Anlass der Ausstellung ist der 450. Geburtstag von Holl, der 1573 in der Augsburger Werbhausgasse das Licht der Welt erblickte. Zeitlebens blieb er der Stadt verbunden: Er starb 1646 nur wenige hundert Meter entfernt von seinem Elternhaus. Der „Architectus der allerprächtigsten Republik Augsburg“ blickt uns 1619 auf dem repräsentativen Kupferstich des „mit Liebe und Wohlwollenen“ zugedachten Lucas Kilian tief in die Augen. Das weithin bekannte Konterfei mit Zirkel und Architekturplan zum Rathaus und Perlachturm im Ohrmuschelrahmen mit Inschriftenkartusche war gleich einem Werbeplakat im Umlauf.

Elias Holl entstammte mit Vater Hans und Bruder Esaias einer vielbeschäftigten Maurerfamilie. Dokumente belegen, wie aufwändig bereits die Erlangung der Meisterwürde war. Doch Elias unterbrach seine Gesellenwanderschaft der Liebe wegen. Zwei Ehefrauen gebaren ihm 21 Kinder. Nach seiner Rückkehr von einer Venedigreise, die er 1600/1601 unternahm, begann Holls städtische Bautätigkeit mit dem Gießhaus, in dem Wolfgang Neidhardt die Bronzefiguren für Adriaen de Vries‘ Herkulesbrunnen gießen sollte. Die feinen, mit der Feder gezeichneten Entwürfe mit Schnitt und Grundriss hat Holl handschriftlich kommentiert.

Lucas Kilian Bildnis des Elias Holl
Lucas Kilian schuf 1619 den Kupferstich mit Bildnis des Elias Holl. © KMA, Grafische Sammlung

Zu Holls erhaltenen Prachtbauten gehört auch das Zeughaus von 1603 mit reich bewegter Fassade und Hans Reichles monumentaler Bronzegruppe des heiligen Michael, der den Satan niedersticht. Es ist vom aktuellen Ausstellungsort keine fünf Minuten entfernt. Entwurfszeichnungen von Holl und den Maler-Architekten Joseph Heintz d. Ä. und Johann Matthias Kager, mit denen Holl häufig zusammengearbeitet hat, nehmen in der Ausstellung breiten Raum ein. Die Zeichnungen und Kupferstiche machen Lust, sich auf den Weg zu den Bauten selbst zu machen. Etwa zum ehemaligen Heilig-Geist-Spital, in dem heute die berühmte Augsburger Puppenkiste spielt.

Seinen Sohn Christian gab Elias Holl 1639 bei dem Goldschmied Tobias Zeilner in die Lehre. Den Lehrherren lernen wir mit seinem knapp einen halben Meter „Großen Kaufmann“ kennen. Die elegante, modisch gekleidete, mit Transportballen zu Füßen ausgestattete, vergoldete Silberstatue mit sprechendem Antlitz hält den Wechsel eines venezianischen Bankiers in der Hand, mit einem spaßigen Verweis auf Jakob Fugger den Reichen in Augsburg. Es handelt sich dabei um ein außergewöhnliches Trink- und Scherzgefäß, wohl einen Willkomm, im Besitz der Gesellschaft zu Kaufleuten in Bern, eine Leihgabe aus dem dortigen Historischen Museum. Neben vielen weiteren Objekten präsentiert diese Werk Augsburg als damals führende Goldschmiedemetropole im Reich.

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