Endlich ist es wieder so weit: Die Messe Highlights versammelt ihr gewohnt hochkarätiges Programm im edlen Ambiente der Residenz München
Von
19.10.2021
/
Erschienen in
WELTKUNST Nr. 191
Die beiden wichtigsten deutschen Porzellanspezialisten Langeloh und Röbbig überzeugen mit exzellenten Meissen-Objekten: Röbbig nennt drei Augustus-Rex-Vasen, die den Geschmack des Auftraggebers und großen Porzellanförderers August des Starken veranschaulichen. Die früheste, teuerste und mit 29,5 Zentimetern größte, 1725/28 entstandene Balustervase mit langem zylindrischem Hals ist mit floralem Dekor der Jahreszeiten bemalt (220.000 Euro). Um 1735 zu datieren ist die Bechervase mit bunten Fabeltieren (180.000 Euro). Die um 1740/45 geschaffene Deckelvase zeigt Figurenszenen auf Konsolen, ausgeführt wohl von Johann Jakob Wagner. Die Motive gehen u. a. zurück auf die Grafik „Cholerica“ aus der Folge der „Vier Temperamente“ als Schäfergruppen und Kostümfiguren von Johann Evangelist Holzer bzw. Johann Georg Bergmüller (95.000 Euro), die wiederum auf einem Entwurf für die „Feste Bacchique“ von Moyreau nach Watteau basiert.
Friedel Kirsch, Chefin des über hundert Jahre bestehenden Familienunternehmens Langeloh Porcelain , hebt einen sehr seltenen Meissener Teller von 1721 hervor. Die Malerei von Johann Christoph Horn kombiniert Unterglasur-Blaudekor mit vorwiegend roter Emailmalerei und zeigt eine Chinesenszene im Spiegel. Vormals als ausgebildeter Blaumaler in der Dresdener Fayencemanufaktur seines Verwandten Eggebrecht tätig, wurde Horn 1720 von Höroldt in die Porzellanmanufaktur abgeworben, wo er sich rasch in die Emailmalerei eingearbeitet hat. Der Teller, zu dem sich nur ein Vergleichsstück im Dresdener Zwinger befindet, trägt zwei pseudochinesische Marken (65.000 Euro). Dazu gesellen sich zwei Meissen-Tableaux in anmodellierten, vergoldeten Porzellanrahmen mit Rocailles. Das Modell stammt von Johann Gottlieb Ehder, 1747. Die feine Porzellanmalerei um 1750 mit zwei höfischen Jagdszenen zu Pferd in Landschaft geht auf Philips Wouwerman zurück (28.000 Euro).
Wieder dabei ist Dr. Rainer Jungbauer aus Straubing mit europäischer Barock- und Rokokoskulptur. Das Tübinger Kunsthaus Kende ist auf Silber spezialisiert und gilt als wichtigste Adresse für Silberkunst der Gegenwart, die besonders in England gepflegt wird. Der Kunsthandel Ehrl aus Greding setzt auf Cross-over mit historischem Kunsthandwerk, Möbeln, Skulpturen, Kunst nach 1945 und zeitgenössischen Werken.
Benedikt von Grießenbeck hat sich, wie sein Vater Georg Hartl, den klassischen Asiatika verschrieben. Dafür steht eine prachtvolle thailändische Buddhafigur der Rattanakosin-Periode um 1800 bis 1850. Die massive, mit 110 Zentimetern fast monumentale Bronzeguss-Sitzfigur Buddha Shakyamuni mit eingelegten Perlmuttaugen in Halbmeditation (Virasana) verkörpert die Geste der Erdanrufung „Bhumisparsha Mudra“ (75.000 Euro).
Die Amsterdamer Kunsthandlung Zebregs & Röell lenkt das Interesse auf exotische „koloniale Kunst“ des 16. bis 19. Jahrhunderts, wie sie seinerzeit auch in europäischen Kunstkammern nicht fehlen durfte. Um ein viktorianisches Glanzstück handelt es sich bei dem vergoldeten Feuerschirm, den eine Vielzahl tropischer Kolibris schmückt. Natürlich wurde er, wenn überhaupt, erst vor dem erloschenen Kamin aufgestellt. Als eines der bedeutendsten Kolibri-Taxidermie-Objekte der Epoche befand sich dieses Hauptwerk von Henry Ward (1812–1878) bislang in Privatbesitz. So hat sich das bunt schillernde Gefieder der präparierten Vögel, die als Juwelen des Dschungels gelten, perfekt erhalten (195.000 Euro). Die große, reich gravierte Silberschatulle vom Typ der „Governor’s document box“, wie sie auch im Amsterdamer Rijksmuseum zu bewundern sind, stammt aus Masulipatnam, von der indischen Koromandelküste um 1730/50 (125.000 Euro).
Max Lerch, der bedeutende Münchner Teppichspezialist, hat einen seltenen kaukasischen „Sternkasak“ (220 x 160 cm) im Angebot, der um 1850 einzuordnen ist. Lange in einer alten Privatsammlung, konnte er seine Strahlkraft dank des hervorragenden Zustands bewahren (36.ooo Euro).
Auch an kostbaren Kleinodien und Geschmeiden herrscht bei der Highlights kein Mangel: Almut Wager etwa verbindet Schmuck des 17. bis 20. Jahrhunderts mit Miniaturen und objets de vertu des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Sie hebt eine Miniatur mit dem Portrait eines jungen Mannes von Jean Baptiste Jacques Augustin, dem Hofminiaturisten unter Napoleon und Louis XVIII, hervor (14.000 Euro). Familie Hemmerle, in vierter Generation auf der Maximilianstraße präsent, brilliert mit Kreationen höchster Juwelen- und Goldschmiede-Handwerkskunst.
Im Highlights-Salon sind Exponate der Galerien Walter Storms, Achim Hagemeier und Martina Tauber zu sehen. Einen Blick in die Zukunft will das Highlights-Lab werfen. Hier werden Studenten-Arbeiten aus der Akademie der Bildenden Künste in München gezeigt, die mit vielversprechenden Positionen aufwarten.
„Highlights. Internationale Kunstmesse“
München, Residenz,
21. bis 24. Oktober 2021