Seit zwanzig Jahren ist die Galerie Géraldine Banier im Pariser Viertel Saint Germain des Prés beheimatet – und gilt mit ihrem wohnlichen Stil noch immer als Geheimtipp
ShareAngesiedelt in der Rue Jacob, unweit des berühmten Cafés Les Deux Magots (und nur durch die Pont des Arts vom Louvre getrennt), liegt die Galerie Géraldine Banier inmitten des malerischen Viertels Saint Germain des Prés. Die zahlreichen Cafés des Viertels, darunter auch das Deux Magots, dienten schon immer als verlängertes Wohnzimmer der Pariser Freigeister – von Simone de Beauvoir über Jean-Paul Sartre, Ernest Hemingway und Pablo Picasso. Als leidenschaftliche Literatur-Liebhaberin sei es für sie nur natürlich gewesen, als Standort dieses Viertel auszuwählen, erklärt Géraldine Banier, Gründerin der Galerie. Sehr weltoffen sei es, „ein wenig intellektuell und nostalgisch, aber dank der Fakultäten und Schulen zukunftsorientiert“. Seit nunmehr 20 Jahren ist ihre Galerie hier beheimatet, die großen Glasfenster geben den Blick frei auf die fast lebensgroßen Tiere aus Bronze der französischen Bildhauerin Sylvie Mangaud und kleine Keramik-Männchen mit abstehenden Ohren der deutschen Künstlerin Anna Dorothea Klug.
Trotzdem mutet der Raum beim ersten Betreten wenig wie eine klassische Kunstgalerie an. „Beim Einrichten der Galerie wollte ich versuchen, die Beklemmung zu verringern, die ich selbst beim Betreten eines fast leeren Raumes, eines White Cubes empfinde“, sagt Banier. „Ich wollte kein Krankenhaus erschaffen, keinen entmenschlichten Raum.“ Sondern einen warmen Ort, an dem man sich wohlfühlt – deshalb habe sie die Wände mit Stoff, Seide oder bestickten Paneelen verkleidet, Vorhänge angebracht und bequeme Möbel aufgestellt. Und so erscheint der Raum gleichermaßen offen und intim – ähnlich dem luxuriösen Wohnzimmer einer französischen Familie. Eine Liebe zur Stofflichkeit spiegelt sich an den Wänden der Galerie wieder. Teils Holzvertäfelung und weiße Wände, aber vor allem: Stoffe, Ornamentik, zarte Rauten, barocke Muster.
Mit 19 Jahren hatte sie ihr Elternhaus verlassen, um (zwei Straßen weiter) in ein kleines Studio mit Blick auf die Pariser Zinkdächer zu ziehen. Nach ein paar Semestern an der Universität war sie fünf Jahre lang bei einer Beratungsagentur tätig – dann hörte sie von Jean-François Lesage, dem Sohn des berühmten Haute-Couture-Stickers François Lesage. Er hatte in Madras, Südindien, eine Stickereiwerkstatt eingerichtet, die auf Möbel und Dekorationsartikel spezialisiert war. Jahrelang reisten sie und Lesage um die Welt, bauten das Geschäft weiter aus. „Ich lernte gierig“, sagt Banier heute. „Die Stoffe, die Stickereien, die verschiedenen Stile…“ Von New York bis Mailand seien sie gereist, von Rajasthan bis Kerala. Und überall nichts als Stickerei und Seiden.