10 unter 10.000

Noch mehr Kunstgeschenke

Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Teil 5: ein Berliner Bett und eine Teekanne von Hans Ofner

Von Clara ZImmermann
16.12.2022

„Sphere with Mark“ von Karin Sander

Jedes Jahr lädt die isländische Organisation Kærleikskúla eine internationale Künstlerin oder einen internationalen Künstler ein, um eine Weihnachtskugel zu gestalten. Der Erlös der Editionen kommt Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Island zugute, für die die Organisation ein Sommercamp veranstaltet. Dieses Jahr hat die deutsche Künstlerin Karin Sander den „Globe of Goodwill“ in ein gläsernes Kunstwerk verwandelt. Die transparente Kugel „Sphere with Mark“ ist mit einem roten Pinselstrich versehen, wodurch sie eine seifenblasenähnliche Leichtigkeit ausstrahlt. Die Sonderedition wird vom 10. bis 23. Dezember in den Geschäften des Kunstmuseums Reykjavik, in der Galerie i8 und im SLF-Onlineshop für 7.400 Isländische Kronen (ca. 50 Euro) verkauft.

„Îles sans nom“ von Sebastian Stumpf

Der 1980 in Würzburg geborene Fotograf bewegt sich mit seiner Arbeit zwischen den Medien Fotografie und Film. Sein Interesse gilt dem öffentlichen Raum, insbesondere der Urbanität. Manchmal verirrt er sich aber auch auf einsame Inseln. Auf Inseln, die so klein sind, dass sie nicht mal einen Namen haben. Mit einem dokumentarischen Blick hat Stumpf die sogenannten „îles sans nom“ auf einem analogen Schwarz-Weiß-Film abgelichtet. Dabei präsentiert er die Felsen ohne erkennbare Vegetation wie kostbare Skulpturen am Horizont. Die unterschiedlichen Kontraste auf den Fotografien sind jeweils durch die Wettergegebenheiten und die damit verbundenen Lichtverhältnisse entstanden. Die Berliner Galerie Thomas Fischer erhielt für die Ausstellung von Sebastian Stumpf den VBKI-Preis Berliner Galerien 2022. Der Preis für eine Fotografie (57 x 76 Zentimeter, Edition von 3 + 1 AP) aus der 28-teiligen Serie liegt bei 4.500 Euro (inklusive Rahmung).

Sebastian Stumpf Îles sans nom Fotografie
Sebastian Stumpf, „Îles sans nom“, 2022. © Sebastian Stumpf, Courtesy Galerie Thomas Fischer

Teekanne von Hans Ofner

Die Galerie Bel Etage ist ein echter Geheimtipp für alle Fans des Wiener Jugendstils. Die künstlerische Bewegung, die um 1900 die Wiener Gesellschaft ergriff, zeichnete sich neben modernen Gebäuden auch durch besondere Kunstgegenstände aus. Produziert wurden Alltagsgegenstände sowie Möbel und Schmuck. Die puristischen und äußerst effizient gestalteten Objekte waren für die Gesellschaft, die damals noch im Bann des prunkvollen Historismus stand, zunächst ein Schock. Doch die neuen Designs wurden schnell zum Erfolg. Die kunstgewerblichen Objekte von Hans Ofner (1880–1935), einem Schüler von Josef Hoffmann, waren äußerst gefragt. Für alle Teeliebhaber und die, die es werden wollen, steht die um 1907 gefertigte silberne Teekanne (Höhe 23 Zentimeter, Breite 28 Zentimeter) für 7.800 Euro zum Verkauf.

Hans Ofner Teekanne
Hans Ofner, Teekanne, um 1907. © Galerie Bel Etage, Wien

„Berlin Bed“ von Max Paul

Max Paul, Jahrgang 1992, verbindet gekonnt Berliner Stadtge­schichte mit Architekturvisionen. Für sein „Berlin Bed #2“ (2022) hat er die berühmte Barcelona­ Liege von Ludwig Mies van der Rohe mit artifiziellen Renderings von Immobilienprojekten bezogen. Die Zukunftsvisionen der Stadt, die vor allem auf riesigen Planen und Plakaten an Baustellen sichtbar werden, möchte der Berliner Künstler mit seinen Arbeiten kritisch hinterfragen. Die Neubauprojekte, für die dort geworben wird, wirken meist sehr clean und zu perfekt. Die Berlin Beds sind nicht nur Sitzmöbel und Skulptur zugleich, sondern spiegeln auch eine fragwürdige Utopie. Soll so die Stadt der Zukunft aussehen? Die Schöneberger Galerie Galerie Noah Klink bietet die Arbeit aus Polstermaterial (192 x 96 x 42 Zentimeter) für 7.500 Euro an.

Max Paul Berlin Bed #2 Galerie Noah Klink
Max Paul, Berlin Bed #2, 2022. © Galerie Noah Klink

Bateba Skulptur aus Burkina Faso

Die Galerie Dogon mit Sitz in Berlin ist bekannt für Tribal Art, in erster Linie aus Afrika. Die Skulptur Babeta entstammt aus dem Kulturkreis der in Burkina Faso lebenden Lobi. Dort besitzt fast jedes Gehöft einen Schrein-Raum, in dem Opfergaben zu den Skulpturen gebracht werden. Durch die Verehrung sollen die Ahnengeister besänftigt werden, damit sie die Lebenden beschützen. Es gibt eine große Vielfalt der Babeta-Figuren, insbesondere die Arm- und Körperhaltung betreffend. Die 33 Zentimeter hohe weibliche Statue wurde Mitte des 20. Jahrhunderts gefertigt. Der erhobene Arm ist keine Geste der Begrüßung, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, sondern eine Abwehrhaltung: dem Bösen wird so der Zugang zum Haus verwehrt. Sie wurde in den Achtzigerjahren bei einem einheimischen Händler in Bobo-Dioulasso erworben. Die Galerie bietet das geschnitzte Kunstwerk für 950 Euro an.

Lobi Bataba Skulptur
Weibliche Lobi Bataba Skulptur, Mitte des 20. Jahrhunderts. © Galerie Dogon, Berlin

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