Die Madrider Kunstmesse Arco trumpft auf – mit allem, was Rang und Namen hat. Und so ganz nebenbei ist sie mit ihrem Angebot ein Trendsetter für das internationale Geschäft
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23.02.2023
Im Picasso-Jubiläumsjahr 2023, fünfzig Jahre nach dem Tod des Künstlers, ist die skandalträchtigste Arbeit der Verkaufsschau aber vielleicht die lebensgroße Plastik seines aufgebahrten Leichnams, die der Künstler Eugenio Merino am Stand der ADN-Galerie präsentiert. Zuletzt hatte Merino den Diktator Franco in einen Kühlschrank gestopft. 45.000 Euro soll der in einer Dreierauflage hergestellte „Picasso“ kosten – die Reaktionen auf das Werk im katholisch geprägten Spanien bleiben abzuwarten.
Die Messe findet gewaltigen Zuspruch, Erstmals seit Langem geben sich hier wieder die weltweit wichtigsten Sammlerinnen und Sammler die Klinke in die Hand – darunter Juan und Patricia Vergez aus Argentinien, die Gründer der Kollektion Lázaro Alejandro Lázaro und seine Frau Alejandra González sowie Javier und Lorena Lumbreras. Aber auch Jimena Blázquez, Ella Fontanals-Cisneros (die gegenwärtig in ihrem privaten Madrider Schaulager im Stadtviertel Usera Teile ihrer berühmten Sammlung zeigt), die Italienerin Patrizia Sandretto (die in Madrid einen Sitz für ihre Sammlung eröffnen möchte), Pedro Enciso von der Sammlung Bergé etc. pp. – alle sind sie da. Und die Stimmung ist so gut wie lange nicht.
Auch abseits der Arco wird man als Sammler in Madrid derzeit vielfältig bedient. Zahlreiche Satellitenmessen haben sich neben der Messe etabliert. Der UVNT Artfair, früher Urvanity, zeigt in ihrer 7. Auflage mit 34 Galerien rund 150 junge, aufstrebende Kunstschaffende im COAM-Gebäude der Fakultät für Architektur. Die Hybrid Artfair präsentiert ihre Positionen in den Zimmern des Boutique-Hotels Petit Palace Santa Bárbara, dem früheren Palast der Marqueses de Quintanar. Das Messeformat Standarte wendet sich überwiegend der Moderne zu und präsentiert im historischen Gebäude der Fundación Diario de Madrid mehr als 200 Werke von berühmten Namen wie Miquel Barceló, Salvador Dalí, Joan Miró, Jaume Plensa, Pablo Picasso, Antonio Saura, Antoni Tàpies und Manolo Valdés. Zu ihrer 14. Ausgabe ist die JUSTMAD mit zeitgenössischer Kunst wieder in den Palacio de Neptuno – und damit zu ihren Ursprüngen – zurückgekehrt. Zu diesem Zweck hat man die Zahl der Aussteller auf vierzig reduziert, das Niveau durch einen strengen Auswahlprozess nach oben gezogen.
Man könnte fast meinen, Madrid im Ganzen habe sich einem Qualitätsmanagement unterzogen, um „State of the Art for the Art“ zu werden. Einzigartig.