Die Kunstmesse Art Brussels findet in diesem Jahr auf dem Messegelände Brussels Expo statt. 152 Galerien aus 32 Ländern zeigen dort Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Wir haben uns zehn Kojen angeschaut, die Sie nicht verpassen sollten
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21.04.2023
Was auf den ersten Blick aussieht wie Wandskulpturen aus massiver, glasierter Keramik, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als ungewöhnliche Ensembles aus aneinander getackerten Pappkartons. Die niederländische Künstlerin Machteld Rullens, Jahrgang 1988, war es eines Tages leid, immer nur auf Leinwand zu malen. Angesichts der vielen leeren Kartons, die sich in ihrem Studio in Den Haag stapelten, kam sie auf die Idee, diese doch einmal zu skulpturalen Gebilden zusammenzusetzen, mit Ölfarbe zu bemalen und ihnen anschließend mit Kunstharz ein glattes Finish zu verleihen. Die ins Auge stechenden Resultate, irgendwo zwischen Shaped Canvases à la Frank Stella und Minimal Boxes à la Donald Judd, waren am Stand der Brüsseler Galerie Sorry We’re Closed bereits am ersten Tag der Messe nahezu ausverkauft (Preise zwischen 2500 und 9500 Euro).
Der junge bulgarische Künstler Rudi Ninov, Jahrgang 1992, lebt in Frankfurt am Main, wo er 2021 an der Städelschule seinen Abschluss gemacht hat. In seiner ersten Einzelausstellung auf einer internationalen Messe führt er einen malerischen Dialog mit Vesselin Sariev (1951–2003), dem Vater seiner Galeristin. Sariev gehörte zu den wichtigsten Vertretern der Mail-Art-Bewegung in den 1980er- und 1990er-Jahren. Rudi Ninov versteht seine abstrakten Gemälde als assoziationsreiche und sehr persönlich gefärbte malerische Umsetzungen von Sprache, Symbolen, Sound und Musik (Preise zwischen 1.500 bis 9.100 Euro).
Edith Dekyndt, Cecilia Edefalk, Linder, Gunter Reski, Thomas Kiesewetter, Walter Swennen: Selbst wer ein kleines Werk dieser Künstler:innen erwerben will, muss normalerweise mehrere Tausend Euro investieren. Am Stand des KickCancer Fund gleich links vom Haupteingang der Art Brussels jedoch werden Werke dieser und Dutzender anderer Künstler:innen in Postkartengröße zum Einheitspreis von 400 Euro verkauft. Welches Werk von wem stammt, wird einem erst nach dem Kauf mitgeteilt. Wer also einen guten Blick hat und gleichzeitig etwas Gutes tun möchte, ist am KickCancer-Stand an der richtigen Adresse. Der Erlös geht an die belgische Kinderkrebsforschung (alle Arbeiten zum Einheitspreis von 400 Euro).
Die 1958 in Brüssel geborene belgische Video- und Objektkünstlerin Joëlle Tuerlinckx hat auf der Art Brussels natürlich ein Heimspiel. Am Stand von Nagel Draxler wird ihren Arbeiten viel Raum eingeräumt. Seit über 30 Jahren sammelt und archiviert Tuerlinckx Alltagsgegenstände, die sie neu arrangiert oder ganz pur zur Schau stellt. So etwa ein altes Holzfenster, das sie in Südfrankreich entdeckt hat. Die Arbeit „Platres Gouaches, 1,2,3,4,5“ (1976) besteht aus fünf weiß übermalten Kalenderblättern. Schon auf dieser sehr frühen Arbeit beschäftigte sich die damals 18-jährige Künstlerin mit Themen, die ihr späteres Werk prägen sollten: Licht und Schatten, Zeit, Raum und Wahrnehmung (Preise auf Anfrage).
Die Galerie Jahn und Jahn mit Sitz in München und Lissabon zeigt eine Solopräsentation von Navid Nuur, die ganz im Zeichen des lebensspendenden Elements Wasser steht. Der 1976 in Teheran geborene und in Den Haag lebende Künstler zeigt Gemälde, Zeichnungen und 100 selbst getöpferte Trinkgefäße im Stil japanischer Keramik. Die merkwürdigen Vertiefungen an den Außenseiten der individuell geformten Becher stammen von pillenförmigen Nahrungsergänzungsmitteln, wie sie Leistungssportler zum Muskelaufbau einnehmen. Wer sich über dieses oder andere Themen mit dem Künstler unterhalten will, ist während der Messe dazu eingeladen, sich mit Navid Nuur zu einer 20-minütigen Performance unter vier Augen in ein kleines Separee auf dem Messestand zurückzuziehen (Preise zwischen 950 und 9800 Euro).