Die Kunstmesse Art Brussels findet in diesem Jahr auf dem Messegelände Brussels Expo statt. 152 Galerien aus 32 Ländern zeigen dort Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Wir haben uns zehn Kojen angeschaut, die Sie nicht verpassen sollten
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21.04.2023
Einen echten Donald Judd (1928-1994) zu besitzen, ist heute nur noch Multimillionären vorbehalten? Irrtum! Wer es nicht gerade auf eines der streng minimalistischen Boden- oder Wandstücke aus Metall, Sperrholz, Beton oder Plexiglas abgesehen hat, ist mit den farbigen Möbeln des US-Klassikers ebenso gut bedient. Neue Exemplare lassen sich bis heute bei der New Yorker Judd Foundation bestellen. Am Stand von Greta Meert aus Brüssel jedoch sind noch einige seltene Stücke aus den 1980er Jahren erhältlich, die also noch zu Lebzeiten des Künstlers produziert wurden. Ein Zertifikat mit seiner Unterschrift gibt es dazu (Preise zwischen 8000 und 14.500 Euro).
Der 1961 in Buenos Aires geborene thailändische Installations- und Performancekünstler Rirkrit Tiravanija ist vor allem durch seine Kochperformances berühmt geworden, die er seit den 1990er-Jahren an vielen Orten der Welt durchgeführt hat. Daneben entstehen jedoch immer auch Objekte in kleineren Auflagen. Seine ganz neue Serie basiert auf klassischen japanischen Noh-Dramen aus dem 14. Jahrhundert. Tiravanija hat einzelne Fragmente daraus in prägnanter Blockschrift in hochglanzpolierte Edelstahlplatten lasern lassen. Poetische Sätze wie „So much Foam on the Water“ oder „I Wait for Nothing“ sind bei der Gladstone Gallery einzeln erhältlich, lassen sich jedoch ebenso gut mit anderen Sprüchen kombinieren (Preise auf Anfrage).
Ein Hingucker am Stand der 2010 in São Paulo gegründeten Galerie Mendes Wood sind zweifellos die Vasen des 1988 geborenen brasilianischen Künstlers Paulo Nimer Pjota, der eigentlich primär als Maler bekannt ist. Generell interessiert sich Pjota für die Verschmelzung ikonografischer Elemente unterschiedlichster Herkunft. Kunstgeschichte und Massenkultur gehen in seinem Werk Hand in Hand. Seine farbigen Vasen zitieren zwar klassische Vorbilder aus Griechenland oder China. Ihre Motivik aber ist absolut zeitgemäß, doch fürs bürgerliche Wohnzimmer vielleicht etwas zu provokant: Hanfblätter, Smileys, Bob Marley-Aufkleber, Skater-Motive und Hello Kitty (Preise zwischen 6.000 und 8.000 US-$).
Ein cooles Vintage Filmplakat aus dem Jahr 1974, dessen Aufmachung ein wenig an Andy Warhols „Triple Elvis“ erinnert, bildet die Basis für eine sofort ins Auge fallende Arbeit der belgisch-griechischen Künstlerin Danai Anesiadou bei der Brüsseler Galerie dépendance. „La Race des »Seigneurs«“, so der Titel von Film und Assemblage, zeigt einen dreifachen Alain Delon, dem die Künstlerin eine Reihe mit Kunstharz überzogener, persönlicher Gegenstände beigesellt hat. Darunter Schmuck, Haarnadeln, USB-Sticks, Kabel und Kieselsteine. Eine Aneignung mit durchaus feministischem Subtext. Anesiadou ist zur Zeit in aller Munde, da sie im Brüsseler Art Center Wiels ihre bisher größte institutionelle Einzelausstellung zeigt (Preis der Arbeit: 20.000 Euro).
Der Belgier Martin Margiela, Jahrgang 1957, galt auf Grund seiner avantgardistischen Entwürfe seit den späten 1980er Jahren als der beliebteste Modemacher des internationalen Kunstbetriebs. 2009 jedoch zog er sich aus seinem Unternehmen komplett zurück. Dass das seiner Kreativität keinen Abbruch tut, beweist er jetzt mit seinen „Hair Portraits“ am Stand der Antwerpener Zeno X Gallery. Die atelierfrischen Collagen zeigen Magazincover mit Fotos weiblicher Filmstars der 1960er und 1970er Jahre, deren Konterfeis Margiela verunklärt, indem er sie mit collagierten Haarsträhnen verdeckt und ihnen so etwas dezent Animalisches verleiht. Sein Faible für Haare scheint familiär bedingt zu sein: Der Vater des Künstlers war Friseur (jeweils 10.000 Euro).