Venedig-Biennale

„Wir müssen die nächste Generation aufbauen“

Afrikanische Nationen spielen eine wachsende Rolle in der Kunstszene, auch auf der Kunstbiennale in Venedig. Zum ersten Mal ist die Republik Benin mit einem Pavillon präsent. Wir sprachen mit seinem Kurator, Azu Nwagbogu

Von Lisa Zeitz
03.04.2024

Zu seinen Medien zählt die Fotografie.

Vor rund zehn Jahren habe ich mit ihm beim LagosPhoto Festival zusammengearbeitet. Isholas Ansatz besteht in einer Aktivierung historischer Archive, es ist die Neubetrachtung einer Geschichte epistemischer Ungerechtigkeiten ausgehend von den schwarzen Narrativen.

Moufouli Bello, Little Big Sister, 2022 © Moufouli Bello
Moufouli Bello, Little Big Sister, 2022 © Moufouli Bello

Welche Perspektive bringt Moufouli Bello mit?

Die meisten Menschen kennen Bellos Malerei. Ich habe auch schon früher ihre filmische Arbeit ausgestellt, die sich mit den ökologischen Bedenken gegenüber der Recyclingpolitik beschäftigt. Die Künstlerin ist auch Teil der Wanderausstellung „Dig Where You Stand“, die ich 2022 gestartet habe und die durch 26 Städte Afrikas und der Diaspora reisen wird, wobei Wiedergutmachung, Restitution und kuratorischer Austausch im Mittelpunkt stehen. Bellos Werk ist sehr vielfältig. Für den Pavillon erschafft sie eine Art historische Erzählung von Benin, eine Neubetrachtung der Wissenssysteme aus einer schwarzen, feministischen Perspektive.

Und die 1983 in Paris geborene Chloé Quenum?

Chloé arbeitet mit einem sehr taktilen, konzeptuellen Ansatz. Sie wird das intellektuelle Gerüst aufbauen, das den Pavillon zusammenhält. Die vier Künstlerinnen und Künstler verkörpern das Ethos von Benin und setzen sich für Regeneration und Rematriation – die Rückkehr in die fürsorgliche Umarmung der Mutter – ein, während sie gleichzeitig die Hierarchien herausfordern, die vielfältige Stimmen zum Schweigen gebracht haben. Die Ausstellung hier auf der Bühne des Arsenale in Venedig ist eine Möglichkeit, dass die Kunstschaffenden die Bedingungen diktieren, nicht wie bisher die Eroberer. Mit dem historischen Erbe Benins und der kürzlichen Restitution kultureller Artefakte können Erzählungen entstehen, die sich mit der Gewalt der Entfernung und Auslöschung auseinandersetzen.

Wie kann Kunst dazu beitragen, unterrepräsentierte Gruppen sichtbarer zu machen und ihre Geschichten zu erzählen?

Ich glaube, dass Kunst das bereits tut, auch ohne dieses Etikett, auch ohne dieses Anliegen als Last auf den Schultern zu tragen. Künstler versuchen immer, gesehen und gehört zu werden. Kunst kann eine Plattform für Kunstschaffende aus der ganzen Welt sein, um ihre Ideen zu präsentieren und ihre Geschichten zu teilen.

Bei den letzten Biennalen von Venedig waren die herausragendsten Werke oft von afrikanischen Kunstschaffenden.

Diese Entwicklung setzt sich fort. Portugal hat für seinen Pavillon dieses Jahr Mónica de Miranda aus Angola und zwei weitere Künstlerinnen mit afrikanischen Wurzeln ausgewählt. Ein kongolesisches Kollektiv vertritt die Niederlande, dann gibt es den Pavillon von Südafrika. Und Frankreich mit Julien Creuzet, der Wurzeln in der Karibik hat. John Akomfrah, der aus Ghana stammt, gestaltet den britischen Pavillon. Es gibt 2024 wirklich eine Menge afrikanischer Kunstschaffenden, sogar in den Pavillons westlicher Nationen. Natürlich sind sie auch in der Hauptausstellung vertreten, die Adriano Pedrosa kuratiert. Venedig wird dieses Jahr ein besonders reichhaltiges, vielfältiges Kunstfestival bieten.

Welchen Rat geben Sie Kunstschaffenden aus den aufstrebenden Szenen in Afrika, die sich global etablieren wollen?

Nicht warten, einfach anfangen! Man sollte Vertrauen in die eigene Arbeit haben, am Ball bleiben. Viele junge Menschen heute haben den Eindruck, dass es leicht wird. Gute Dinge kommen aber nicht so einfach. Man muss die Bereitschaft mitbringen, für eine Sache zu leiden. Dieser Einsatz, auch die Zeit der Einsamkeit beim Kunstschaffen werden belohnt.

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