Ein Raubkunst-Krimi, ein neuer Weltrekord für eine Marmorskulptur und Bietgefechte um Kunstwerke abseits der gängigen Pfade – der Markt für Antiken hatte in den vergangenen Monate einiges zu bieten
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14.03.2022
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 3/22
Thraker begegnen uns auf Auktionen gerne, wenn es um militärische Artefakte geht – meist aus der Zeit als Thrakien römische Provinz war. Militaria machen generell einen nicht unerheblichen Teil der Offerten aus. Die Bandbreite an antiken Helmen, die im letzten Jahr auf den Markt kam, war beispielsweise so groß, dass sich Christie’s veranlasst sah, parallel zur New Yorker Oktober-Auktion einen „Collecting guide: ancient Greek helmets“ ins Netz zu stellen. Zwei korinthische Bronzehelme des 6. Jahrhunderts v. Chr. brachten 110.000 und 140.000 Dollar (Taxen je 80.000 Dollar), ein illyrischer Helm des 5. Jahrhunderts v. Chr. stieg von 30.000 auf 55.000 Dollar, ein samno-attischer Helm des 4. Jahrhunderts v. Chr. konnte seine Taxe mit dem Zuschlag bei 120.000 Dollar mehr als verdoppeln. Einen Helm einer bestimmten Schlacht zuzuordnen – sofern er nicht nachweislich auf einem ehemaligen Schlachtfeld gefunden wurde –, ist schlicht unmöglich. Bestimmte Helmtypen oder Gesichtsmasken können aber relativ genau datiert und bestimmten Einheiten zugeordnet werden. Hermann Historica (Grasbrunn) versteigerte am 22. November für 58.000 Euro (Startpreis 25.000 Euro) eine sehr gut erhaltene eiserne Militärgesichtsmaske eines römischen Kavalleriehelms. Sie gehört zu einer Gruppe von Gesichtsmasken, die für Kavalleriehelme des 1. Jahrhunderts typisch sind. Ein Vergleichsstück ist aus dem Grab von Catalka, Bulgarien, bekannt, in dem ein Kavallerieoffizier thrakischer Herkunft bestattet wurde.
Eine Besonderheit der letzten Monate waren römische Militärdiplome, die in München versteigert wurden. Dabei handelt es sich um Entlassungsurkunden der Auxiliarsoldaten, die damit nach geleisteter Dienstzeit das römische Bürgerrecht erhielten. Gorny & Mosch offerierte am 15. Dezember fünf publizierte Exemplare aus der Sammlung Peter Weiß. Die oft nur fragmentarisch erhaltenen Bronzetafeln aus der Kaiserzeit liefern zum Teil interessante Details für die Truppengeschichte der Provinz, einen gewissen dekorativen Charme kann man ihnen auch nicht absprechen. Den höchsten Zuschlag erzielte das Militärdiplom eines Legionärs aus der Zeit Gordians III., das von 2500 auf 5500 Euro gesteigert wurde. Gerhard Hirsch Nachfolger hatte am 8. Februar ein Militärdiplom des Kaisers Trajan von 112/113 im Angebot. Die beidseitig gravierte Bronzeplakette eines ehrenvoll entlassenen Soldaten, der in der Provinz Thrakien stationiert war, verbesserte sich von 3500 auf 5750 Euro.