Der senegalesische Künstler Omar Victor Diop schlüpft für seine Fotografien in die Rollen historischer Persönlichkeiten und erzählt so schwarze Geschichte neu. Nun ist sein Werk bei Fotografiska in Berlin zu sehen
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06.02.2024
Ja, jede Familie hat eine große Wand, an der die inszenierte Porträts der Vorfahren, Tanten und Großeltern hängen.
Ja, natürlich. Sie gehört zu meinem kulturellen Erbe. Wenn du hier im Senegal dein Porträt anfertigen lässt, machst du das nicht für heute, sondern für morgen. Wie ein Brief, den man an seine Ururenkel schreibt. Nicht jeder von ihnen wird uns persönlich kennen, daher versucht man, das Beste aus sich herauszuholen. Das ist die einzige Art und Weise, wie ich eine Kamera wahrnehmen kann – als etwas, das Dinge für spätere Generationen festhält. Je älter ein Bild wird, desto stärker wird es.
Für die Kunst ist der Senegal sehr dynamisch und belebend. Unser erster Präsident war ein Künstler! Léopold Sédar Senghor war ein Schriftsteller und Poet. Ich lebe mittlerweile hauptsächlich in Paris, aber immer, wenn ich an meiner Kunst arbeiten muss, fliege ich nach Dakar. Hier muss etwas im Wasser sein, wie man so schön sagt. Kunstschaffende sind in der Gesellschaft sehr sichtbar und geschätzt. Junge Künstlerinnen und Künstler werden mit Initiativen gefördert, und es gibt auch eine Biennale in Dakar. Sie ist die älteste in Afrika und sehr bedeutend.
Er öffnet sich. Das betrifft ist aber nicht nur den Kunstmarkt, auch die Medien berichten mehr. Der Blick auf Afrika hat sich verändert. Es geht nicht nur um unsere Kunst, sondern auch darum, was das afrikanische Bewusstsein ist. Der kontinentale Kunstmarkt entwickelt sich ebenfalls. Es gibt immer mehr Galerien, die konkurrenzfähig und präsent bei großen, weltweiten Kunstveranstaltungen sind, zum Beispiel bei Paris Photo, der größten Fotografiemesse der Welt. Afrikanische Galerien eröffnen Standorte in Europa und afrikanische Künstler reinvestieren in den lokalen Markt. Die Welt ist immer globalisierter und vernetzter und es gibt immer mehr Quellen, die über den Kontinent aufklären. Früher konnten uns nur Fußballspieler und einzelne Musiker repräsentieren, jetzt ist jeder Afrikaner mit einem Handy ein Botschafter für diesen Wandel.
„Omar Victor Diop“
Fotografiska Berlin
bis 21. April