Traditionell wird die Kunstbiennale in Venedig von hochkarätigen Ausstellungen begleitet. Wir haben vielversprechende Highlights aus dem überwältigenden Angebot in diesem Jahr zusammengestellt
Von
09.04.2024
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 225
Palazzo Grassi, 17. März bis 6. Januar 2025
Für ihre bisher größte Schau in Europa zeigt die amerikanische Malerin Julie Mehretu Arbeiten aus 25 Jahren („Among the Multitude XIII“, 2021–2022). Die Schau ist als nicht chronologischer Spaziergang konzipiert, ein besonderer Akzent liegt auf Korrespondenzen zwischen ihrem Werk und denen ihrer Künstlerfreunde. Die Gegenüberstellung mit Arbeiten von Kollegen wie Tacita Dean oder David Hammons erweitert den eigenwilligen Kosmos von Mehretu.
Santa Maria della Pietà, 20. April bis 24. November
Nur ein einziges Buch hat der Fotograf Peter Hujar veröffentlicht, bevor er 1987 mit nur 53 Jahren starb. Die Essayistin Susan Sontag schrieb das Vorwort zu „Portraits in Life and Death“ und war selbst vor Hujars Kamera (1975), nun ist die gesamte Serie erstmals in Europa zu sehen, in einer Kirche, die einst ein Waisenhaus war. Legendäre Bilder von William Burroughs oder John Waters erzählen von der New Yorker Subkultur, Aufnahmen von Schädeln aus den Katakomben von Palermo geben eine Vorahnung des Todes, der im Zuge der Aids-Welle viele Freunde Hujars und auch ihn selbst zu früh ereilen sollte.
Peggy Guggenheim Collection, 13. April bis 16. September
Dies ist die erste große Retrospektive des französischen Universalkünstlers Jean Cocteau in Italien. Der Titel „Die Rache des Jongleurs“ spielt auf das Geschick an, mit dem Cocteau (1949) zwischen Prosa und Dichtung, Filmschaffen und Malerei wechselte. Zu sehen ist die ganze Bandbreite seines Schaffens.
Palazzo Loredan Grifalconi, 16. April bis 3. August
Die Berliner Galerie Wentrup hat schon eine Dependance in Hamburg, nun kommt ein Standort in Venedig hinzu, im ehemaligen Atelier der Modedesignerin Roberta di Camerino. Eröffnet wird mit der Ausstellung „Capriccio“, zu sehen sind jüngste Arbeiten der Künstlerinnen Mary Ramsden, Anastasia Samoylova und der Französin Marion Verboom („Madonne“, 2023) im Dialog mit Malerei und Keramik von Enzo Cucchi, einer Schlüsselfigur der neoexpressionistischen Bewegung Transavanguardia.