Highlights Messe in München

Schönheit aller Epochen

Die Highlights hält ihren hohen Standard. Neben der alten Kunst baut sie die Moderne aus und öffnet sich noch weiter den Zeitgenossen

Von Gloria Ehret
16.10.2023
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 219

Die Galerie Sylvia Kovacek aus Wien vereint museale Glaskunst, etwa von Gallé, und Bilder. So ist Egon Schiele mit der Kreidezeichnung einer „Sitzenden Frau mit Hut“ von 1917 dabei, ebenso die kinetische Künstlerin Erika Giovanna Klien. Die ebenfalls Wiener Galerie bei der Albertina Zetter stellt das Nolde-Aquarell „Marschlandschaft um Seebühl im Sonnenuntergang“, um 1930/40, heraus, zeigt aber auch Keramikschöpfungen der 1997 gestorbenen Kiki Kogelnik.

Wie der Firmenname verkündet, steht bei Langeloh Porcelain (Weinheim) das „Weiße Gold“ im Mittelpunkt. Friedel Kirsch und ihre Familie nennen uns zwei frühe singuläre Meissener Stücke, die seitenlange Erläuterungen verdienten. Ein Shiba-Onko-Teller mit Kakiemon-Dekor, um 1730/31, stammt aus der Sammlung Augusts des Starken im Japanischen Palais. Der Pariser Luxushändler Rodolphe Lemaire sprach deswegen 1728 in Dresden vor (40.000 Euro). Ebenso singulär ist die zwischen 1711 und 1713 zu datierende Teekanne aus schwarz glasiertem Böttgersteinzeug, die in Martin Schnells Werkstatt mit Lack- und Goldbemalung verziert wurde. Sie befand sich im Besitz des Porzellan-Erfinders Johann Friedrich Böttger höchstpersönlich, jetzt ist sie mit 110.000 Euro veranschlagt.

Tabatiere der Manufaktur Volkstedt
Die Tabatiere der Manufaktur Volkstedt, um 1765, kostet bei Röbbig 35 000 Euro. © Röbbig, München

Auch der Münchner Kunsthandel Röbbig widmet sich schwerpunktmäßig dem Porzellan, eingebettet in französische Salonkunst des 18. Jahrhunderts. Ein Glanzstück ist Johann Joachim Kändlers Meissener „Indiskreter Harlekin“, der heimlich ein Liebespaar beobachtet. Spektakulär ist das reich dekorierte Kommodenpaar des Potsdamer Möbelvirtuosen Heinrich Wilhelm Spindler, ausgeführt zur Zeit Friedrichs II. und nun auf 860.000 Euro angesetzt. Seit Generationen ist der Basler Handel Ségal & Selig eine führende Adresse für museales Kunsthandwerk von der Spätrenaissance bis ins 19. Jahrhundert mit Schwerpunkten bei frühem Porzellan, Fayence und Silber. Nun ist er erstmals auf der Highlights dabei. Ein Blickfang hier ist eine in Purpurfarben bemalte Fayence-Bildplatte, um 1755/59 in Paul Hannongs legendären Manufaktur in Straßburg.

Europäisches Silber vom 16. bis ins 19. Jahrhundert ist die Domäne des Kunsthandels Helga Matzke. Fred Matzke berichtet, dass er mit einer kleinen Sensation aufwarten kann: Noch zu Lebzeiten seiner Frau konnten sie zwei besondere französische Wärmehauben erwerben. Nach 25 Jahren gelang es nun, die passenden Vorlegeplatten zu finden. Diese Glanzstücke der époque imperiale stammen von Jean-Baptiste Claude Odiot und dem Hofgoldschmied Martin-Guillaume Biennais und zählen zu den Silberhighlights der diesjährigen Messe. Der Preis für beide Ensembles liegt im sechsstelligen Bereich. Christopher Kende aus Tübingen legt sich zeitlich nicht fest, sondern führt vor Augen, dass auch jüngste Silberkreationen zeitlose Schönheit mit handwerklicher Qualität vereinen, so ein großartiger Kandelaber in Layeringtechnik der Londoner Künstlerin Nan Nan Liu (14.500 Euro). Beim „alten“ Silber hebt Kende einen Konfektkorb mit originalem Glaseinsatz hervor, der von der Wiener Werkstätte nur siebenmal hergestellt wurde. Der Entwerfer war 1910 niemand Geringeres als Josef Hoffmann (23.000 Euro).

Meissener Teekanne aus Böttgersteinzeug
Rarität bei Langeloh: Meissener Teekanne aus Böttgersteinzeug, 1711/13. © Langeloh Porcelain

Nicht zum ersten Mal bieten die Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling und Vanderven Oriental Art aus ’s-Hertogenbosch eine spannungsreiche Kooperation moderner Kunst mit Asiatika an. Zu den Schaustücken bei Beck & Eggeling gehören Georges Braques „L’aquarium bleu“, ein vielfach ausgestelltes Gemälde von 1960/62, oder Ernst Wilhelm Nays Komposition »Grüne Flucht« von 1951. Vanderven betört diesmal mit einem Terrakotta-Tang-Pferd aus der Zeit der frühen Tang-Dynastie, entstanden im 7. oder 8. Jahrhundert. „Man kann die Bedeutung solcher Tiere gar nicht hoch genug einschätzen“, erläutert der Firmenchef Floris van der Ven, „denn sie bildeten über Jahrhunderte das Fundament militärischer Macht.“

Den Bogen vom Symbolismus über den Expressionismus bis in die klassische Moderne spannt der Münchner Alexander Kunkel – erweitert um Ausnahmekünstler wie den Zeichner Horst Janssen und dessen „Verenas Strauß“ von 1962 (38.000 Euro). Neben dem sonnenwarmen Leo-Putz-Gemälde „Im Schatten“ von 1914 sowie einer „Fille Assise““von Henri Matisse darf bei Kunkel auch Franz Stuck nicht fehlen, der mit einem stimmungsvollen „Paar im Wald“ um 1892 (175.000 Euro) vertreten ist. Daneben stehen Erich Heckels frech-farbenfrohe „Fränzi mit Decke“, 1909 in Aquarell und Gouache (185.000 Euro), oder ein unbetitelter Farbenrausch von Sam Francis (98.000 Euro) zur Auswahl.

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